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erzählte, hatte er erst ganz zuletzt seine Irrfahrt nach diesen Gestaden gelenkt, nachdem ihn alle Sterne getäuscht hatten.

Es konnte nicht fehlen, daß bei meiner Ueberlegenheit in Wissenschaften und Künsten wie in der höheren Unterhaltung das Patronat der Männerwelt in einer mir höchst widrigen Weise zunahm, weil in gleichem Grade der Haß der Damen gegen mich sich steigerte. Mir war bei diesen albernen Huldigungen zu Muthe, als ob man mir ein Vomitiv in den Magen gösse, aber meine Stellung war eine so höchst schwierige! Benahm ich mich abstoßend, so reizte ich die Rache der Männer und führte sie in’s feindliche Lager, war ich verbindlich gegen sie, so verfolgten mich die Blicke der zürnenden Aspasien und sie schleuderten gleich auf’s neue ihre Anathemen auf mich.

Die für mich harmloseste Passion war die des Pastors – Eierkuchen! Dieser Eierkuchen-Passion fröhnte Herr v. K. rückhaltlos, denn vier Mal in der Woche wurde als Abendessen Eierkuchen aufgetragen, bis das Antlitz des geistlichen Hirten selbst einem wohlgerathenen, glänzenden Eierkuchen ähnelte.

Mathilde machte mir fortwährend durch ihr rohes, ränkevolles Betragen entsetzlichen Verdruß, dabei gab sie sich alle ersinnliche Mühe, die unschuldige Natalie in ihr Geleis zu ziehen, in Folge dessen die letztere auch dann und wann empörende Aeußerungen that. Eines Tages bekannte sie mir ausdrücklich, daß Mathilde ihr solche eingegeben hatte. Um so verwunderter war ich, als mich Frau v. K. einstmals bei Seite rief und mit den Worten präludirte: „Ich bedauere, daß Sie sich mit Mathildchen nicht vertragen können!“

Ich fand diese Anrede und hauptsächlich das Wort „vertragen“ so deplacirt, daß ich erwiederte: „Das Wort „vertragen“ schließt einen sehr unrichtigen Begriff von dem Verhältnisse eines Zöglings zu seiner Erzieherin ein und deutet auf die Möglichkeit von Zänkereien, welche bei einem naturgemäßen Verhalten beider Theile niemals stattfinden können. Ueberhaupt sind Streitigkeiten hier nur dann denkbar, wenn die Mutter Parthei gegen die Erzieherin nimmt und insonderheit derselben Mißachtung beweist.“

Frau v. K. zog ein wahres Eulengesicht bei diesen Worten, indem sie sagte: „Sie verstehen nicht Ihre Stellung in meinem Hause, und wenn Sie sich nicht geachtet glauben, so ist das Ihre eigene Schuld.“

Ich war nicht gewohnt, mich durch solche Luftstreiche einschüchtern