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Gemäuer beginnen die Coulissen, welche von dem Laubdache riesiger Bäume bedeckt sind; das Amphitheater selbst ist dachlos. Hinter dem Gebäude ist ein Gewölbe, worin die Theaterwache sich aufhält. Der Boden ist hier sehr schlammig, weil man, um das Regenwasser aus dem Theater abzuleiten, in der Spitze desselben Löcher angebracht hat, durch welche es sich in die Gewölbe ergießt. – Die Insel, auf der sich die Bühne befindet, hat ungefähr 200 Schritt im Umfange und ist durch eine scheinbar schwebende Brücke mit dem Lande verbunden. Ein großer prachtvoller Park umgiebt dieses Elfenschloß und macht Lazienki zu einem wahren Arkadien.

Wir kehrten hierauf nach Warschau zurück, wo ich mit meinen Freunden noch einen vergnügten Abend zubrachte.

Außer den bereits erwähnten Monumenten giebt es noch viele andere, wie auch Marien- und Heiligenbilder, von denen einige Abends sehr künstlich beleuchtet sind und eine schöne Wirkung hervorbringen. – Brillant nimmt sich auch die Bank bei Abend aus. Sie stößt, wie ich schon früher erwähnte, an das Palais des Finanzministers, und bildet ein von einer doppelten Säulenreihe umgebenes rundes Eckgebäude, in dessen oberem Stockwerk eine transparente Uhr wie ein riesiges Cyclopenauge funkelt. Bei heller Mondbeleuchtung ist Warschau zum Entzücken schön.

Da ich mich nun dem Ende meines Aufenthaltes in Polen nähere, kann ich nicht umhin, eine häßliche Eigenthümlichkeit dieses Landes zu erwähnen, ich meine die Weichsel-Zöpfe. Es giebt deren zweierlei, den männlichen und den weiblichen; bei ersterem entstehen zopfartige Filzkanäle, worein sich die Haare verfitzen und die von stinkendem Eiter triefen. Beim weiblichen bilden die Haare eine dicke Filzdecke, welche ganz dieselbe Ausdünstung und denselben Ausfluß erzeugt. Beide finden sich häufig und zwar unter beiden Geschlechtern, in allen Altern und Klassen ohne Unterschied, sogar Fremde bekommen ihn oftmals bei längerem Aufenthalte in Polen. Ich sah deren sowohl in Posen wie im Königreiche. Die Menschen sind dabei sehr krank und behalten ihn während eines Jahres und einiger Wochen; indessen ist er nicht ansteckend. Ihn abzuschneiden ist höchst gefährlich, weil dadurch der Eiter auf andere Theile fällt, wovon Verkrüppelungen, Tollheit, sogar bisweilen der Tod herbeigeführt wird.

Im Allgemeinen sind die Polen ein sieches, kränkelndes Volk und