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einen Begriff davon zu geben, ohne Anstand und Würde zu verletzen. Die Damen, die mit den Aufmerksamkeiten ihrer Männer nicht zufrieden waren, entschädigten sich mit denen anderer Herren, ohne sich vor jenen, ihren Kindern und Dienern im geringsten zu geniren. Die Kinder ahmten natürlich das Beispiel der Mütter in allem nach, aber wenn ich ihnen ihre Unsitte verwies, fuhren mir die Damen wie Furien auf den Hals, schrieen, schimpften, tobten und droheten mit allerlei Strafen, wenn ich mich unterstehe, ihren Kindern den Respekt zu versagen. Ganz folgerecht fühlten sie sich in ihrer Würde beeinträchtigt, wenn ich ihre Laster an den hoffnungsvollen Sprößlingen rügte. Ich hatte bis dahin jederzeit eine gewisse politische Vorliebe für das israelitische Volk gehegt, will auch keineswegs behaupten, daß es nicht sehr vortreffliche Menschen darunter gebe; allein diese Familie trug sowohl in psychischer wie in physischer Beziehung alle Symptome einer uralten, gänzlich degenerirten Raçe an sich. Aeußerlich und innerlich siech und mit ekeln Krankheiten behaftet, welche diesem Volke eigen sind, dabei im höchsten Grade wollüstig und in ihren Leidenschaften zügellos, konnte sie mir nur Verachtung einflößen, die ich kaum mit aller Selbstüberwindung modificiren konnte. Kein Wunder, daß die beiden Schwiegersöhne des Ministers, echt polnische Edelleute, ihren Ehehälften keine sonderliche Huldigung widmeten.

Nachdem die Kinder von ein halb 9 bis 12 Uhr, wo wir frühstückten, ununterbrochen gearbeitet hatten, gingen wir bei schönem Werter spazieren, gewöhnlich rechts durch die etwas enge Straße in den sächsischen Garten, einen herrlichen Park, der seinen Ursprung dem prachtliebenden Könige August dem Starken verdankt. Von dessen Eingange führt ein breiter schöner Weg nach dem gegenüber liegenden neu erbauten sächsischen Palast, welchem nach der Revolution der alte hatte Platz machen müssen. Er besteht aus zwei Schlössern, welche durch zwei lange Reihen herrlicher Säulen verbunden sind. Diese tragen auf ihren Häuptern eine mit Statuen geschmückte Galerie und bilden die Grenze des sächsischen Gartens, der in allen Richtungen von angenehmen Spaziergängen durchschnitten und mit zahlreichen Bildsäulen, Fontänen, Pavillons und Blumen-Parthieen geziert ist. Die Bäume sind meist alte Riesen von verschiedenen Gattungen und müssen den Garten während des Sommers zu einem der schattigsten und kühlsten machen. Sobald man den Säulengang des sächsischen Palastes durchschritten hat,