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Alternative stellte zwischen möglichst beschleunigter Verheirathung seinerseits oder gänzlicher Verbannung aus der Familie; Herr S. besann sich nicht lange, sondern bot mir 8 Tage später schriftlich Herz und Hand unter ganz besonderem Protectorat der Frau Gräfin, welche mir unter allen möglichen Prätexten den Wunsch durchblicken ließ, diese Verbindung einzugehen.

Sie agirte natürlich ganz vergeblich, denn auch abgesehen von meinem Abscheu, eine Verbindung einzugehen, welche sich besonders auf egoistische Zwecke basirte, so war mir Herr S. wegen seiner niedrigen Immoralität doch schon längst ein Gegenstand der Verachtung geworden.

Glücklicherweise erheischte eine wichtige Familienangelegenheit plötzlich einen längeren Aufenthalt in D**. Dies entrückte mich unerwartet der drohenden Zukunft, welche mir aus meiner beständigen Weigerung, den Absichten der Gräfin zu huldigen, zu leuchten begann.

Beim Abschiede von der Familie des Grafen * wurde mir leicht und wohl, während ich eine gewisse Wehmuth nicht bemeistern konnte, als ich ihm Lebewohl sagte, indem ich wußte, daß ich Seinesgleichen vielleicht nie wiederfinden würde.

Eine Equipage meiner nunmehr gewesenen Herrschaft brachte mich nach Glogau, von wo aus ich mit Windeseile wieder dem geliebten heimathlichen Boden entgegenflog.




Dreißigstes Kapitel.




In D** wurde ich zufällig mit Madame D. bekannt, von welcher mir Madame V. immer so viel erzählte und die ich außerdem sowohl in England wie in Polen als eine ausgezeichnete Gesanglehrerin, Schauspielerin und humoristische Gesellschafterin hatte rühmen hören. Wie ich diesen Namen höre, freue ich mich unendlich und nenne ihr jene Personen, die mich von ihr unterhalten hatten, und unter diesen auch Madame W., welchen Namen Madame V. wider Willen hatte entschlüpfen lassen. – „W., W., sagte Madame D. nachdenkend: ach, das