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Worte auf die Irviniten, denn nichts macht den Betrüger so zornig, als wenn er sich von seinem vermeintlichen Opfer überlistet sieht. Unter Drohungen und Ausbrüchen der Wuth verließen sie mich und betraten von da an meine Schwelle nicht wieder. In der Thüre drehte sich Herr B. noch einmal um und sagte mit scharfem Accent: „Unsere Wege werden sich hoffentlich nicht mehr kreuzen, sollten Sie sich aber beikommen lassen, gegen uns öffentlich aufzutreten, so zählen Sie auf unsere Rache, die Sie lehren wird, wie thöricht es von einer schwachen Fremden gehandelt ist, wenn sie den Kampf gegen Millionen beginnt.“

Es war jetzt die Zeit, wo alles was da kann, London verläßt, auch meine Connexionen hatten sich meistentheils zerstreut. Unter diesen befand sich eine reiche und distinguirte Familie aus der Umgegend von W…, Namens B., deren drei Töchter ich in der Musik und den Sprachen unterrichtete und die sich immer höchst zufrieden mit mir zeigte. Da sie jetzt auf ihr Gut gehen wollte, fragte mich Frau B., ob ich nicht eine gute Stellung als Lehrerin auf dem Lande annehmen wolle? in W… gebe es nicht eine einzige Sprachlehrerin, ungeachtet des herrschenden Bedürfnisses, welches mehr als eine beschäftigen werde. Zugleich versprach sie mir, unter den bisherigen Bedingungen mich beschäftigen und mir eine glänzende Verbindung unter ihren dortigen Bekannten sichern zu wollen. Dieses Anerbieten war zu gut, um abgewiesen zu werden, ich nahm es daher an und legte mein kleines Kapital in Eisenbahn-Actien an. Leider jedoch sollte ich den grenzenlosen Eigennutz der Briten auch diesmal wieder fühlen, denn alle Familien, an welche mich Mistreß B. adressirte, hatten Gouvernanten, die Bevölkerung im Allgemeinen zeigte gar kein Verlangen nach Sprachunterricht und zuletzt rückte jene mit der Erklärung heraus, daß sie die Lectionen und das Honorar auf zwei Drittel reduciren wolle, weil man auf dem Lande weniger zahle und die Kinder ohnehin das ganze Winterhalbjahr zum Lernen vor sich hätten. Dies war für mich ein harter Schlag, ich sah, daß es blos auf Ausbeutung meiner Fähigkeiten abgesehen war, allein Mistreß B. war jetzt, da die Marquise v. S. lau gegen mich that und die Lady de W. mit ihrem Gemahl auf dem Gesandtschaftsposten in Brüssel abwesend war, meine mächtigste Beschützerin, an deren Gunst mir alles liegen mußte. Sie wußte und benutzte dies schonungslos, indem sie mir von dem kargen Lohne auch noch den Theil abzog, der auf versäumte Unterrichtsstunden fiel und mir erklärte, eine genügende