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sagte Patty, indem er das Glas schmunzelnd zum Munde führte und auf einen Zug leerte.

„Es ist ein schönes Land und verdient wohl, daß man auf sein Wohl trinkt,“ sagte ich, indem ich wieder einschenkte. Patty traute kaum seinen Augen, doch ließ er sich nicht zweimal nöthigen, es auszutrinken.

„Sie scheinen eine gute Gesundheit zu haben,“ sagte ich.

„Stark wie ein Pferd,“ erwiederte Patty.

„Waren Sie noch niemals krank?“

„In meinem Leben nicht.“

„Was haben Sie denn da für eine Beule am Kopfe?“ fragte ich, indem ich wieder einschenkte. Patty ergriff das Glas hastig und sagte, nachdem er abermals ausgetrunken hatte: „Ich bin ein armer Teufel und kriege nur selten etwas gutes, aber dann genieße ich es umsomehr. Ich hatte letzthin meinem Schutzpatron zugetrunken und war beim Heimgehen gefallen, worauf mich ein Herr aufhob und mich in sein Haus führte, wo er mir eine Flasche Sodawasser zu trinken gab, was mich um die glückliche Gemüthsstimmung brachte, die mich mein Geld kostete; indessen kann es mir etwas einbringen.“

„Das war gewiß ein guter Mann, der Sie aufhob?“

„Es war ein Geistlicher, der sich einbildete, ich sei vom Teufel besessen und den Leuten erzählt, er habe ihn aus mir herausgetrieben.“

Patty lallte schon mit schwerer Zunge und verzerrte sein gedunsenes Gesicht zu einem breiten Grinsen, als er dieses erzählte.

„Und thut der Herr nichts weiter für Sie?“ frug ich ihn.

„Er hat mir Arbeit in einem Garten verschafft und mir versprochen, für mich zu sorgen, wenn ich mich bekehren will.“

Ich wußte für den Augenblick genug und entließ Patty.

Miß D. und Master B. betrieben indeß das Werk meiner Bekehrung auf das Eifrigste, ich meinerseits durchschaute ihre eigennützigen Motive und tief angelegte Betrügereien ihres Systems täglich mehr. War ich einmal einen Tag nicht in der Kirche gewesen, so erhielt ich strenge Vorwürfe deshalb, aber hauptsächlich nur aus dem Grunde, daß ich nicht versäumen möchte, zu den häufigen Collecten beizutragen, welche für allerlei Zwecke gemacht wurden, bei welchen Gelegenheiten die Becken stets von einer Menge Diakonen und Kirchväter umringt waren, welche beobachteten, was jeder hineinlegte. Zugleich peinigten