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Fleischspeisen für mich bereit hielten. Die Küche der Portugiesen, obwohl etwas fett und schwer, hatte nichtsdestoweniger meinen Beifall, worüber sich diese guten Menschen herzlich freuten. Während mir so unzählige Beweise von Achtung Seiten der höchstgestellten und achtbarsten Personen zu Theil wurden, legten mir einige englische Abenteurer und Wüstlinge Fallstricke, griffen zu den schmählichsten Mitteln, mich unglücklich zu machen, indem sie, aus Rache für die ihnen gezeigte Verachtung, mit einigen Buhlerinnen beleidigende Gerüchte über mich aussprengten, um mir den Aufenthalt in Lissabon zu verleiden.

Mistreß S. sprach bisweilen von Herrn v. T., obgleich ich seiner niemals gegen sie erwähnt hatte. Sie behauptete ihn genau zu kennen und erzählte mir allerlei Geschichten, um ihn in meinen Augen herabzusetzen, was mich immerhin schmerzlich berührte. Oft begegnete ich auch v. T., der mich jedesmal traurig und sehnsüchtig anblickte, was mich trotz meiner Bemühungen stets träumerisch in meinem Berufe machte. Meine englischen Freundinnen redeten ihm viel Schlechtes nach und warnten mich vor einer Aussöhnung mit ihm; die portugiesischen gaben vor, ihn nicht zu kennen. Eines Tages brachte mir Mistreß S. die Nachricht, daß Herr v. T. mit einer Baronesse verlobt sei, und erzählte mir zugleich allerlei kränkende Aeußerungen, die er in Beziehung auf mich gethan haben sollte. Tausend Gefühle bemächtigten sich meiner in diesem Augenblick und folterten mich Tag und Nacht mit entsetzlichen Bildern. Von jetzt an betrachtete ich v. T.’s Annäherungsversuche als Tücke und Hohn, und erwiederte sie mit Spott und Verachtung. Während es also innerlich in mir stürmte, trugen auch die klimatischen Verhältnisse dazu bei, meine Lage zu verschlimmern. Der Winter hatte sich eingestellt und ein kalter, schwerer Regen strömte Tag und Nacht ununterbrochen vom Himmel, gegen welchen kein Schirm mich zu schützen vermochte. Das Fahren ist aber in Lissabon äußerst kostspielig, wodurch mein Einkommen sehr geschmälert ward. Dazu kam, daß in meinen Zimmern nach Landessitte kein Ofen war, nicht einmal ein Kamin, so daß ich des Abends nach des Tages Mühseligkeiten heftig fror. Frau S. schürte indeß das Feuer des Hasses auf das emsigste, indem sie mir fortwährend die empörendsten Nachrichten und sogar Aufträge von Herrn v. T. hinterbrachte, welche mich zu Repressalien reizten. Eines Tages theilte sie mir sogar mit, und zwar unter dem Siegel des tiefsten Geheimnisses, daß v. T. mir nach dem Leben trachte. Wenn