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zu miethen, mir ein Maulthier und Dienstleute anzuschaffen, und erbot sich, mir jede Hülfe zu leisten, deren ich bedürfe. Mit einer besonderen Empfehlung von ihr ausgerüstet, begab ich mich zu Frau von K., der Gemahlin des schwedischen Gesandten, die mich sehr wohlwollend aufnahm, sogleich für den gesammten Unterricht ihrer vierzehnjährigen Tochter engagirte und mir eine alte englische Dame, Namens Frau S., empfahl, welche Möbelzimmer vermiethete. Mein nächster Gang war zu dieser, wo ich sogleich eine reizende Wohnung mit einem Balcon ermiethete, von welchem aus ich die herrlichen Gärten von Buenos Ayres, den Palast Necessidades, die Mündung des Tajo und das Meer überblickte. Da mein Engagement bei Madame D. geendet war, so bezog ich auch mein neues Engagement sogleich und fuhr fort, mich den Familien, denen mich meine Beschützerin empfohlen hatte, zu präsentiren. Ueberall wurde ich mit Auszeichnung aufgenommen und als Lehrerin engagirt; aber da die Wohnungen allzu weit aus einander lagen, der Weg auch durch bergige und schmutzige Straßen führte, so mußte ich mir ein Maulthier miethen. Gern hätte ich es gleich gekauft, allein es fehlte in meiner Nähe an Stallung; und so ging ich denn mit Freudigkeit und Energie in meinen neuen Wirkungskreis.

Die Reise durch Spaniens schönste Gegenden hatte mein Gemüth und meine Gesundheit merkwürdig restaurirt, meinem Geist eine Elastizität und Klarheit verliehen, welche jeden Gegenstand und jede Empfindung meisterhaft auffassen und beherrschen ließ. War meine Seele schon früher durch Religion, Philosophie und Leben geläutert worden, so erhob sie sich jetzt zu einer begeisterten Anschauung abstracter Dinge, die mich über das Irdische erhöhete und alle früheren Leiden als einen Verklärungs-Prozeß für höhere Contemplation erscheinen ließ. Daß mir dabei der Sinn für materielle Intentionen, Schmeichelei und Huldigung der Männer, schaale Genüsse und hohles Wesen mehr und mehr entschwand, mußte in der Ordnung erscheinen. Dabei war ich unendlich heiter und froh, ich ergoß oft den Jubel meines Herzens in schwellenden Tönen und rollenden Cadenzen, gleich der Lerche, die sich fröhlich jauchzend in den Aether schwingt.

Maria, die vortreffliche alte Frau, die mich nach Olumiares begleitet und in meiner Krankheit gepflegt, ward mein Factotum und versah ihren kleinen Dienst bei mir mit musterhafter Umsicht und Treue. Frau S., deren Zimmer getrennt von den meinigen waren, besuchte