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spalten, die Festung verschlingen und die von Ungeheuern bewachten Schätze der maurischen Könige an das Tageslicht kommen. – Außer dem maurischen Palast giebt es noch mehrere Gebäude, die von den Mauren herrühren. Die schönsten davon sind die Casa del Arco an der Plaza de los Algibes, und die Torro do los Infantas, deren Gemächer alle Schönheiten der arabischen Architectur besitzen.

Durch die Puerta de Hierro, die sich in einem der nach Osten gerichteten Mauerthürme unweit des Palacio real befindet, gelangt man in die Schlucht, welche den Hügel der Alhambra von der Silla del Moro trennt und zum Thale des Darro hinabführt, von wo man herrliche Blicke auf den Albaycin und die Alhambra thut. Zwischen Hecken hindurch gelangt man von hier zu der maurischen Villa ol Gineraligh – Haus der Liebe, – welche jetzt einem Hidalgo gehört und deren alte Hallen theilweise neuen haben Platz machen müssen. Es giebt indessen noch einige echt maurische, welche alle die märchenhafte orientalische Pracht entfalten und dem Verfasser von Tausend und eine Nacht zum Urbilde gedient zu haben scheinen. Besonders erwähnt zu werden verdient die Escalera de las Aguas – Treppe der Wasser, – eine sanft aufsteigende, von Granatbäumen beschattete breite Marmortreppe, deren jede Stufe an beiden Seiten mit einer Fontäne versehen ist. Man stelle sich vor, welchen märchenhaften Effect dieses Kunstwerk hervorbringen mußte, wenn bei den maurischen Festen alle diese Fontänen Strahlen flüssigen Silbers emporschleuderten, welche von den Fackeln der zwischen ihnen aufgestellten Candelaber beleuchtet wurden.

Die maurische Architectur, welche eigentlich das Gepräge der Großartigkeit entbehrt, bezaubert hauptsächlich durch die Eleganz der Formen, die Zartheit und den Reichthum der Verzierungen und die effectvolle Vertheilung des Lichtes, welche allen ihren Gemächern das Ansehen geben, als wären sie von Feenhänden erbaut. Die zahlreichen Springbrunnen, das mysteriöse Halbdunkel und die reiche Vertheilung duftender Blumen, mit denen sie sich zu umgeben pflegten, sind ein Beweis ihrer glänzenden Phantasie und Liebe zu sinnlichen Emotionen. Welchen Werth aber gedämpftes Licht, kühle Luft und frisches Wasser haben, wird man in Granada erst recht gewahr. Die Gärten des Gineralighs, welche zur Zeit der Omeyaden so berühmt waren, wie die schwebenden Gärten der Semiramis, sind leider jetzt sehr verwildert, man zeigte uns aber die Cypresse, unter welcher die Gemahlin Boabdils mit dem Abenceragen