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Säbel gezogen, und der Champion der heiligen Maria wäre massakrirt worden, wäre nicht der König Muley-Hassan durch den Lärm herbeigerufen worden und als Vertheidiger der Unverletzlichkeit des Gesandten aufgetreten. Als der fromme Vertheidiger der Keuschheit Maria’s für die von ihm bewiesene Unerschrockenheit von Muley-Hassan einen Ehrensäbel erhielt, sagte der Zögling des Katholicismus mit der Dankbarkeit jener Schlange, die ihren Wohlthäter vergiftete, zu dem Türken-Fürsten: „Ihr macht mir ein schneidendes Geschenk, ich hoffe Euch nächstens damit zu danken!“ – An der Fontaine dieses Hofes ließ derselbe Muley-Hassan seine eigenen Söhne auf Antrieb der Sultanin Fatime enthaupten, weil er von ihnen gestürzt zu werden fürchtete.

Die achteckigen Pavillons, welche man von außen erblickt, liegen einander gegenüber, und ihre Eingänge sind in diesem Hofe. Die schönsten dieser beiden Hallen ist der Saal der zwei Schwestern, so genannt nach zwei weißen Marmorplatten von ungeheurer Dimension, welche zu beiden Seiten des in der Mitte befindlichen Springbrunnens in das Getäfel des Fußbodens eingefügt sind. Der untere Theil dieses Gemaches ist viereckig, die Wände sind mit den Wappen sämmtlicher Könige von Granada in Mosaik verziert; der obere Theil ist achteckig und wird von einer wundervollen Kuppel aus phantastisch zusammengesetzter Stuccatur überspannt, die wie Bienenzellen aussieht. Alle hervorspringenden Leisten sind stark vergoldet, die concaven Stellen dagegen sind roth, blau und weiß gemalt. Wahrhaft bewundernswerth ist die Frische dieser Farben, und der Effect dieser zauberischen Halle wird noch durch das Licht erhöht, welches durch acht in der Kuppel angebrachte Fenster herein fällt. In diesem Saale pflegten die Mauren ihre Spiele zu halten, denen die Frauen unbeobachtet beiwohnen konnten, und zwar auf einer in der halben Höhe angebrachten Galerie, die auf dem um die Wände laufenden Porticus ruht und mit dem Harem in Verbindung stand, der den östlichen Theil des Palastes einnahm. Noch jetzt sieht man die aus Blumenwerk bestehenden Jalousieen, die sie vor den Blicken der Männer schützten. In der hintersten Wand dieser Halle befindet sich ein kleines, reizendes nischenartiges Gemach, dessen zierliches gestäbtes Fenster nach dem Garten der Lindaraxa geht, einem viereckigen mit Orangenlauben, Blumenbosquets und Fontainen geschmückten Hofe, der mit Arkaden umgeben ist und zum Harem gehörte. Der gegenüber liegende achteckige Pavillon ist der Saal der Abenceragen, hat eine ähnliche