Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/224

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem vierten Könige von Granada, im dreizehnten Jahrhundert gegründet ward, führt noch den Titel real Fortaleza – königliche Festung. Der Hügel, auf dem sie erbaut ist, senkt sich im Süden sanft in das Thal der Jenel hinab, die Nordseite desselben fällt steil und felsig zu den Ufern des Darro hinab. Eine weite Schlucht spaltet ihn der Länge nach in zwei Hälften, deren größere und höhere die Alhambra auf ihrem Scheitel trägt, und die niedere die Torres bermejas – die rothen Thürme –, welche eine besondere Burg bilden, deren Erbauung den Phöniziern zugeschrieben wird. Diese Schlucht füllt der Park aus, welcher von Gärten und niedlichen Villen, beliebten Vergnügungsörtern der Granadiner, umgeben ist. Ein weiter Platz scheidet den Hügel der Torres bermejas von dem schönen Kloster de los Martyres, welches jedoch niedergerissen wird. Eine zweite und engere Schlucht scheidet nach Osten zu den Hügel der Alhambra von dem bedeutend höheren der Silla del Moro – Sitz des Mauren –, an dessen nach dem Darrothale gerichteten Abhang der Ginaraligh, die Villa der granadischen Königinnen liegt. Dem Alhambra-Hügel gegenüber, der seinen Rand dem Thale des Darro zukehrt, steht der Alcazar real, an den sich eine hohe, dicke Mauer mit dreizehn viereckigen Thürmen schließt und die Umgürtung der gesammten Festung bildet. Die zweite Ringmauer und ein Theil des Walles wurden von den Franzosen zerstört und liegt mit Ausnahme des wieder hergestellten Walles in Ruinen.

Der maurische Palast ist von außen wie alle arabische Bauwerke ganz unscheinbar, weil die Araber alle Schönheiten der Architektur auf das Innere ihrer Wohnungen verwandten. Die hohen Mauern haben nur wenige Fenster, und die viereckigen, zinnengekrönten Thürme zeichnen sich durch keine Schönheit aus. Zwei achteckige Pavillons darauf sind bemerkenswerth. Ein sehr bescheidenes Pförtchen führte uns in einen länglich viereckigen Hof, welcher mit weißen, glatt polirten Marmortafeln belegt und von einem Porticus umgeben ist, der von weißen Marmorsäulen getragen wird. Diese letzteren sind paarweise gestellt, haben arabeskengeschmückte Capitäle und ruhen auf kreisrunden Sockeln; dabei sind sie, diese schlanken Säulenpaare, durch charakteristische Hufeisenbogen verbunden, welche die durchbrochenen Wände des Porticus tragen. Die Wände sind mit einer Stuccatur bekleidet, die aus schön gearbeiteten, phantastischen Blumen und Arabesken besteht. Um die Simse laufen arabische Buchstaben, Koransprüche ausdrückend, mit zarten