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Spanier zerstörten nämlich nach der Schlacht bei las Navas de Tolosa die Stadt Barga und erwürgten alle maurischen Einwohner. Sowohl an sie wie an Ubeda knüpfen sich viele geschichtliche Erinnerungen, welche jedoch außer dem Plane dieses Werkes liegen.

Schon von weitem erblickten wir Jaen, unser nächstes Ziel, das mit seinen alten, von zahllosen viereckigen Thürmen bekrönten Mauern und finsteren mittelalterlichen Thoren uns gewaltig imponirte. Obgleich Jaen eines der vier andalusischen Königreiche bildete, hat es doch weit weniger orientalisches Ansehen als Sevilla und Cordoba, hingegen hat es eine ziemlich malerische Lage am Abhange des Marmorberges, auf dessen Scheitel die Ruinen des Castells liegen, welches die Franzosen zerstörten, als sie Andalusien räumen mußten. Das Gebirge ist in tiefe Schluchten zerrissen, wovon eine das malerische Thal des Rio Torrero bildet, und überall sieht man schöne Landhäuser und Mühlen. Indessen fehlt es an guten Anlagen, denn die Alameda vor dem Thore ist schlecht und verödet, der Paseo del Mercado innerhalb der Stadt ist klein und unbedeutend. Jaen ist viel älter als Granada und wird schon von Livius wegen ihres Reichthumes gerühmt. Die Römer nannten sie Oriagis, aber die Araber zerstörten sie und baueten eine neue Stadt aus ihren Trümmern, der sie den Namen Jaen gaben.

Wir besuchten die Kathedrale, die im höchsten Theile der Stadt am Constitutionsplatze liegt. Die Kirche ist im römischen Style gebaut und hat zum Grundriß ein lateinisches Kreuz. An der Façade erheben sich zwei schöne, gleichförmige Thürme, welche wie die Kirche selbst ganz aus Sandstein ausgeführt sind. Das Innere zerfällt durch zwei Reihen mit korinthischen Säulen verzierter Pfeiler in drei Schiffe, deren Boden mit glänzendem weiß und schwarzem Marmor getäfelt ist. Der Hochaltar besitzt ein prächtiges Tabernakel, getragen von Säulen aus grünem Jaspis, diese wieder geschmückt mit broncenen reich vergoldeten Capitälen. Die aus Caobaholz geschnitzten Armstühle des Chores sind mit Baresliefs von hoher Schönheit geziert, die dreizehn Seitenkapellen enthalten viele Gemälde, worunter die vorzüglichsten eine Empfängniß von Sebastian Martinez, eine Beschneidung Christi und eine Ankunft der Jungfrau im Hause der Elisabeth sind. Letztere werden der Schule des Murillo zugeschrieben, wozu die Trefflichkeit der Farben wie der Zeichnung berechtigen. Ueber den drei Eingängen der Kirche prangen