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Tänze aufgeführt, wobei wir sehr schöne Trachten zu sehen bekamen. Am folgenden Tage verfolgten wir unseren Weg nach Granada bei einer wahren Backofenhitze. Bei Ubeda[WS 1] sahen wir ein sehr alterthümliches, aus Spitzbogen zusammen gesetztes gothisches Thor, und über der Stadt ein maurisches Castell, welches zwanzig Thürme gen Himmel streckt und der Gegend ein höchst pittoreskes und romantisches Ansehen giebt. Die hiesigen Männer fielen durch Schönheit und eine eigenthümliche Kopfbedeckung auf, die aus Thierfell bestand und am Rande mit Troddeln besetzt war. Die Stutereien der Umgegend sind berühmt, und die Lage der Stadt am steilen Abhange der Thalwand des Guadalquivir sehr eigenthümlich. Wir blieben hier in einem großen Gasthofe, der früher ein Kloster gewesen war, und erhielten sehr schöne Zimmer. Das Hospital von Santiago ist ein sehr großes und stattliches Gebäude mit einer Kirche, deren Hauptaltar mit 20 Bildsäulen aus weißem Marmor und schönen Reliefs aus demselben Material geziert ist. Auch sieht man einige Gemälde alter spanischer Meister, welche nicht wenig zum Schmucke der Kirche beitragen. San Salvator ist im gothischen Styl erbaut und besitzt eine köstliche Marmorstatue Johannis des Täufers, welche den Erbauer der Kirche, Don Francisco de los Kobos, Staatssecretair Karls V., von der Republik Venedig als Geschenk erhielt.

Am folgenden Tage reisten wir durch eine sehr schattige Gegend, deren liebliche Kühle uns überaus wohlthat. Wir erreichten zunächst Baeza[WS 2], eine Stadt von eigenthümlichem Ansehen, indem die Häuser rings um den großen Constitutionsplatz offene Galerieen präsentiren, die auf Holzpfeiler gestützt sind. In der Mitte des Platzes liegt eine

sehr freundliche Alameda, welche mit zwei Springbrunnen geschmückt ist. Einige Häuser von Barga sind außerordentlich schön und zeichnen sich durch eine eben so geschmackvolle wie großartige Architectur aus. Zu diesen zählt vor allen das Jesuiten-Collegium und die Kirche San Francisco; unter den Sehenswürdigkeiten steht obenan das Grabmal des Dom Pedro Fernandez de Cordoba, eines spanischen Helden, welches von Juan de Vera, einem Bildhauer des 16. Jahrhunderts, aus weißem Marmor ausgeführt wurde und in der Kapelle der ehemaligen Universität gezeigt wird. Barga ist mit vielen Ruinen umgeben, welche aus dem tiefen Mittelalter, nämlich aus dem Jahre 1212, stammen und eines der zahllosen Denkmäler menschlicher Grausamkeit sind. Die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Albeda
  2. Vorlage: Barga