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Herrliche Orangenhaine und breitkronige Pinien unterbrachen die Perspective hier und da und brachten ein Gefühl von Heimlichkeit hervor.

Bald erreichten wir das Castillo de Bacao, eine einsam gelegene maurische Burg, wo sich eine starke Guardia civil zum Schutze der Reisenden aufhält. Ein Detachement derselben begleitete uns, wodurch unser Zug, der aus mehreren Wagen und Reitern bestand, ein ganz militärisches Ansehen erhielt.

In Villaharta fanden wir mehrere Reisende und Arrieros, welche auf die Diligence warteten, und ein nicht schlechtes Mahl, trotz der einsamen Gegend, des kleinen Ortes und der schlechten Posada. Dicht hinter Villaharta verließen wir die dichten Gehölze alter Korkeichen und hoher Pinien dieses Theiles der Sierra de Cordoba und reisten dem malerischen Thale des Guadalquivir wieder zu. Die Höhen sind hier überall mit Oliven-, Granat- und Orangenhainen bedeckt. Wir hatten hier die Kette der Sierra Morena zu unserer Linken und einen sehr malerischen Anblick ihrer phantastischen Krümmungen und Formen.

Bei Aldra del Rio, dem letzten Orte des Königreichs Cordova, wird das Thal weiter und offener; die vielen großen, wappengeschmückten Gebäude auf den Anhöhen und im Thale bekunden das Dasein eines zahlreichen Adels. Aldra del Rio ist ein gut gebautes Städtchen. In Andujar, einer ziemlich modernen und großen Stadt, beschlossen wir, uns einen Tag aufzuhalten, und trafen hier eine sehr gute Fonda. Am nächsten Morgen nahmen wir die Stadt in Augenschein und fanden einige sehr alterthümliche Klöster und Kirchen mit hübschen Gemälden und buntangestrichenen Statuen von Heiligen, die uns jedoch sehr unbefriedigt ließen. Bei der Table d’hôte hörten wir von unserem Wirth, daß eine Schwester seiner Frau Nonne in einem hiesigen Kloster sei, die uns auf unseren Wunsch dort Zutritt verschaffen werde. Niemand war froher als wir, die Gelegenheit zu haben, ein spanisches Kloster zu besuchen, und nahmen daher dieses freundliche Anerbieten sogleich an. Als wir uns nach Tische in den Patio begaben, stellte uns unser freundlicher Wirth seiner viel jüngeren und sehr schönen Gattin vor, sie mit zärtlicher Galanterie bittend, uns in das Kloster einzuführen, wozu sie sich sogleich bereit erklärte. Nachdem wir gemeinschaftlich Kaffee getrunken hatten, verließ uns die schöne Donna, um ihre Mantille überzuwerfen, während wir uns mit den unserigen, wiewohl nach unserer Landessitte, so wie mit unseren Hüten bekleideten.