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über derselben läuft ein Sims dahin, welcher auf rosettenverzierten Kragsteinen ruht. Hierauf stehen kleine dunkle Marmorsäulen. Die Decke besteht aus einer Muschel, welche aus einem einzigen Stück Marmor gehauen ist; der Fußboden ist ebenfalls Marmor. Hingegen ist der Fußboden der Moschee aus Ziegeln und bedeckt die Füße der Säulen, was eine häßliche Wirkung macht. Der ursprüngliche war aus dem schönsten Mosaik, welcher viel zum Glanze des ganzen Baues beitrug. Von Säule zu Säule wölbt sich ein Rundbogen, und auf den Kapitälen ruhen kurze Pfeiler, deren Ausladung auf kleinen Consolen ruht. Diese Bogenreihe trägt die Tonnengewölbe, welche die Säulengänge bedecken.

Man zeigte uns das Grab des Königs Alonso XI., nahe an der Kapelle, worauf ein Kreuz eingegraben ist. Das Ganze ist ein bewundernswürdiges Kunstwerk arabischer Architectur, aber wer weiß, ob die Araber es ohne die römischen Säulen auf diese Weise vollendet hätten? Auch waren unter den 3000 Cordovanern, welche unter dem Kalifen Issem zum Mahomedanismus übergingen, gewiß viele Steinmetzen, so daß man immer annehmen kann, daß nicht arabische Künstler die Verfertiger waren. – Der Küster zeigte uns ein Kreuz an einer der Säulen, von dem die Wunderkrämer behaupten, daß es ein Christensklave mit den Fingernägeln eingegraben habe. Wahrscheinlich aber war es einer jener gothischen Steinmetze, der, dem Drange seines besseren Gefühles folgend, das Symbol seines inneren Glaubens hier eingrub.

Es war jetzt Tischzeit geworden und wir begaben uns daher in’s Hotel zurück, wo wir uns zunächst der herrlichen Aussicht erfreuten, welche wir von da auf die unterhalb gelegene Stadt mit ihren horizontalen Dächern, schönen Gärten von Kiosken, Laubgängen und hohen Palmen hatten. Von hier konnten wir auch dem Laufe des Guadalquivir sehr weit folgen, und die Gegend lag in der reizendsten Mannigfaltigkeit vor uns. Die reine, durchsichtige Luft, der süße Duft, welchen ich einathmete, alles war so unendlich lieblich, und die Menschen alle so natürlich, einfach und klassisch, daß ich hätte sagen mögen: Hier lasset uns Hütten bauen!

Nach der Table d’hôte kehrten wir zur Moschee zurück, um dieses Wunderwerk unserem Gedächtnisse noch recht einzuprägen. Die Wände derselben sind in regelmäßigen weiten Zwischenräumen von je drei an einander gereiheten Fenstern durchbrochen, welche durch weiße Marmorsäulen