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Cordova ist eine schöne Stadt[WS 1], reich an Alterthümern und Pracht; ihre Gründung wird von einigen Gelehrten den Phöniziern, von anderen dem Marcellus zugeschrieben.

Die Kathedrale ist die ehemalige große Moschee, ward gleich dem unabhängigen Kalifate von Abdoraman 757 gegründet und soll das einzige Werk sein, welches von seinen großen Bauen 1589 der Zerstörung durch Erdbeben entgangen ist. Sie liegt etwas tief, so daß wir sie von dem hochgelegenen Stadttheile aus, den wir bewohnten, ganz gut sahen. Sie bildet ein längliches Viereck, über welchem sich eine achtseitige Kuppel aus bogig gezimmerten Hölzern erhebt, an deren Zwickeln Löwenköpfe als Träger angebracht sind und deren Zwischenräume mit einem Dache aus lauter kleinen Nischen wie Bienenzellen versehen waren. Vor der langen Seite der Moschee befindet sich ein weiter Hof aus Arcaden, in welchen man durch ein Portal in Form eines Hufeisens tritt, dessen Mitte ein Springbrunnen einnimmt, der von uralten kolossalen Orangenbäumen beschattet wird. Auf der Nordseite erhebt sich der Glockenthurm, welcher 1236, als die Moschee in eine Kirche verwandelt ward, angefangen, aber erst später vollendet worden sein soll. Jedoch erzählte man uns, daß schon Abderaman den Grund dazu gelegt habe, wiewohl nicht für seinen jetzigen Zweck, da die Mahomedaner für ihren Gottesdienst sich keiner Glocken bedienen. Das Schönste daran sind die Jaspis-Säulen, womit er verziert ist und die dem Berge Elvin bei Granada entnommen sind. In diesem Thurme befindet sich eine weiße Marmortafel mit einer arabischen Inschrift, welche bekundet, daß die Könige Abdoraman und Issem diese große Moschee erbauten. Gleich beim Eintritt in den Hof sieht man in der langen Außenwand der Moschee die auf schönen Säulen ruhenden Bogen, und wenn man in die Moschee tritt, findet man, daß diese mit den inneren 36 Bogenreihen übereintreffen. Diese Ausfüllung wurde 1236 gemacht, denn in diesem Hofe befanden sich die mahomedanischen Pilger und Büßenden und blickten durch diese Hallen in das Heiligthum, welches sie nicht betreten durften. Diese aber bildeten einen zweiten bedeckten Hof, worin eine zweite gereinigtere Klasse anbetete. Durch die Vermauerung geht die schöne ursprüngliche Symmetrie verloren, wodurch der Hof mit vier Arcaden umgeben war.

Der Eingang, welcher nach christlicher Art eine Vorhalle bildet, hat

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sadt