Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/179

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jahren an der Seite des Geliebten trafen, gehört auch die, daß ich kein Kind gebar, sondern diesen heißesten Wunsch desselben unerfüllt lassen mußte. Und doch sind Kinder das einzige Band, welches eine Verbindung unauflöslich macht; ich muß sie um so mehr vermissen, je sehnlicher er Erben für sein bedeutendes Vermögen wünscht, welches er durch ein großes Einkommen als oberster Director der Eisenbahnen noch täglich vermehrt. Ich hatte den Schmerz, den Grafen Ausschweifungen aller Art sich hingeben zu sehen, wobei er in schreckliche Krankheiten und Schwierigkeiten aller Art verfiel. Dann kehrte er regelmäßig zu mir zurück, ich pflegte, heilte ihn, er gelobte Besserung, hielt einige Zeit Wort und verfiel dann in seinen alten Fehler. Wir genossen in jenen Ruheperioden nicht nur alle Annehmlichkeiten Lissabons, sondern machten auch Reisen, welche stets um so interessanter sind, als des Grafen hohe Bildung jedes örtliche Interesse hervorzuheben und zu beleuchten vermag. Obgleich weder ich noch der Graf es jemals der Mühe werth hielten, unser Verhältniß vor der Welt zu beschönigen, so ist unser Salon dennoch der Sammelplatz nicht nur der gescheidtesten und gebildetsten Männer, sondern auch ihrer Frauen und Familien. Denn die Welt weiß mich glücklich und gegen ihre Verfolgungen geschützt, deshalb huldigt sie mir; nur den Unglücklichen verachtet sie.“

Ich fand diese letzte Behauptung in so grellem Widerspruche zu des Grafen Aufführung, daß ich mich eines Lächelns nicht enthalten konnte, indem ich sagte: „Und kann der Graf Ihnen nicht wieder untreu werden, vielleicht ohne Wiederkehr?“

„Glauben Sie denn, ich habe mich mit hohlen Versprechungen und Liebkosungen begnügt? fragte sie mit dem Triumph eines Diplomaten. Nein, ehe ich die Geliebte des Grafen wurde, mußte er mir ein bedeutendes Kapital sichern, und diese Klugheit gewann mir seine Achtung und sein Vertrauen in demselben Grade, in welchem ich seine Liebe besaß, so daß ich bald in den Besitz der wichtigsten Geheimnisse kam. – Diesem Umstande, mehr als meiner Schönheit, verdanke ich den Einfluß, welchen ich seit jener Reihe von Jahren auf ihn ausübe. Vor acht Jahren hatte er eine Liaison mit einer Portugiesin, aus welcher die zwei Kinder entsprangen, die Sie gesehen haben. Auf meinen Rath übergab er sie mir ganz jung und speiste die Mutter mit einer Summe Geldes ab, indem sie sich aller ihrer Rechte begab. Seitdem vertrete ich Mutterstelle