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Handschriftlich: Aus: Kölnische Volkszeitung, Jg. 1889, Nr. 323 vom 24. Nov. 1889, Morgen-Ausg.

Kopfzeile: Nr. 323, Zweites Blatt (Morgen-Ausgabe)

Handschriftlich: (Merlo) Von Johann Jakob Merlo

Denkwürdige Männer
Für Straßennamen in der Kölner Neustadt.

     Als in der Sitzung vom 4. Juli 1889 der Stadtverordneten-Versammlung eine Reihe neuer Straßenbenennungen vorgeschlagen wurde, erfolgte im Verlauf der darüber geführten Verhandlungen Namens der Stadterweiterungs-Deputation die Erklärung, daß das Erfinden der Namen zu ihren schwierigsten Aufgaben gehöre, und daß es ihr angenehm wäre, wenn sie von weitern Vorschlägen entbunden würde.

     Wenn wir, als Unberufene, uns in Nachstehendem erlauben, einige Vorschläge zu machen, so ist es einzig die Anhänglichkeit an die Vaterstadt, was uns dazu verlanlaßt, indem wir nachzuweisen versuchen, daß die bisher vielleicht allzu häufig vorgekommenen Abschweifungen in fremde Fernen manche Namen übersehen ließen, die sich durch directe Beziehungen zu unserer Stadt vorzugsweise empfehlen dürften.

     Es wird von der Aufnahme, die unserer Vorlage zu Theil wird, abhängen, ob wir zu Mehrerm uns ermuthigt finden.

     Das Geschlecht der Scherfgin hat, besonders im 13. und 14. Jahrhundert, eine bedeutsame Stellung in der Geschichte Köln’s eingenommen. Ein siegreicher und weit gepriesener Held war der Ritter Gerard Scherfgin, der sich an den Kämpfen der Stadt um ihre Selbständigkeit gegen die Erzbischöfe Konrad von Hochstaden und Engelbert von Falkenburg während der Jahre 1252 bis 1271 ruhmvoll betheiligte. Godefrid Hagen[1] sagt in seiner Reimchronik (Die Chron. d. deutsch. Städte, XII, Vers 3607 – 3615)[2] von ihm:

     „min here Gerart Scherfgin
ein ritter koin, hoisch unde wis:
die selve ritter beheilt den pris
van drin dusent ritteren zu Tresenis,
dat deide hei in ritterlichen vlis.
zo Guilche hei den pris gewan
van seis hundert ritteren as ein man.
zo Nuisse, do so mennich ritter starf,
da hei so leste den pris erwarf.“

     Daß er neben seiner Stärke ein Mann von edeler Sitte war

Fußzeile: Feuilleton der Kölnischen Volkszeitung. 24. November 1889.