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ist merkwürdig nicht allein wegen dieses hohen Alters, sondern auch durch die vielen stattlichen, steinernen Säulen, unter welchen in alten Zeiten Gericht gehalten wurde. Die ältesten Säulen erinnern an Motive des romanischen Baustils, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts und später errichteten Säulen, meist in edlem Renaissancegeschmack, sind mit Wappen und Inschriften von Aebten, hervorragenden adeligen Geschlechtern und Wappen anderer in ihrer Zeit hervorragenden Männer geschmückt. Der Haupteingang im Renaissancestil ist von Herzog Christoph von Württemberg 1558 errichtet worden.

Von dem nahen, früher reichsritterschaftlichen Orte Bürg schaut das Schloß der Freiherren von Gemmingen – ein stattlicher Steinbau – freundlich herüber und talaufwärts laden die Konturen der Kirche und der Häuser des Pfarrdorfs Gochsen zum Besuch – zur Fortsetzung der Bahn – ein.

Der kleinste Krümmungshalbmesser der neuen Bahn beträgt 180 m, die größte Neigung 1:120.

Die Betriebsmittel bestehen aus 2 dreiachsigen Tender-Lokomotiven von 30 t Dienstgewicht, 1 Post- und Gepäckwagen mit Abteil II. Klasse, 3 Personenwagen, 2 bedeckten und 4 offenen Güterwagen. Die Lokomotiven, Gepäck- und Personenwagen sind mit Westinghousebremse und Dampfheizung ausgerüstet.

Die Baukosten betragen einschließlich der Kosten für Beschaffung der Betriebsmittel rund 1 490 000 Mark.


III. Schlußwort.


Der festliche Schmuck, in welchem am Eröffnungstage sämtliche Bahnorte prangen, liefert den Beweis von der Freude über das Gelingen unserer langjährigen Bestrebungen; wir fühlen uns gehoben, daß dieses Ziel durch unser eigenes Bemühen gefördert worden ist; wir hoffen von dem gelungenen Werk einen vorteilhaften Aufschwung aller unserer Verhältnisse.

Wir danken vor allem Sr. Majestät, unserem in Ehrfurcht geliebten König Wilhelm II., welcher die Genehmigung zum Bau erteilte; wir danken Ihren Excellenzen den Herren Staatsministern des Aeußern, des Innern und der Finanzen, welche unser Unternehmen durch ihre Unterstützung möglich machten; wir danken den Landständen des Königreichs für die Zustimmung zu der reichen Subventionierung aus Staatsmitteln; wir danken der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen für die Förderung des Werks; wir danken der Amtsversammlung Neckarsulm und deren Vorstand für ihre ansehnliche Beihilfe; ferner danken wir für die Beiträge der im Bahnbereich gelegenen Orte, welche in richtiger Erkenntnis, daß ihre Hoffnungen auf Weiterführung der Bahn sich erst verwirklichen können, wenn einmal mit einer Kocherbahn der Anfang gemacht ist, den Bau erleichtert haben. Dank sagen wir der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft, deren Aufsichtsrat und Direktion für die exakte Vollendung der Bahn, ferner dem Herrn Grunderwerbskommissär und seinen Kommissionsmitgliedern, sowie den bauausführenden Herren Baudirektoren und Ingenieuren und den Herren Bauunternehmern, Aufsehern und Arbeitern.

Der Bau ist ohne wesentlichen Unfall zu Ende geführt worden. Möge auch ferner ein gütiges Geschick über unserer Bahn walten und zum Segen und zur Wohlfahrt der ganzen Gegend beitragen! Mögen auch die Wünsche unserer östlichen Nachbarn auf Weiterführung der Bahn bald in Erfüllung gehen!

Empfohlene Zitierweise:
Denkschrift zur Eröffnung der Eisenbahn Jagstfeld–Neuenstadt a. Kocher. Stuttgart 1907, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Denkschrift_Eisenbahn_Jagstfeld-Neuenstadt_11.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)