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für sie flehte, nahm er das Gebet von mir an (fand ich Gehör), wie es heisst Deut. 9, 14: „Lass ab von mir, ich will sie vertilgen.“ Und was steht daselbst? Ex. 32, 14: „Gott bedachte sich des Bösen.“ Num. 14, 12 heisst es: „Ich will es schlagen mit Pest und es vertilgen.“ Was steht daselbst? V. 20: „Und der Ewige sprach: ich verzeihe,“ und ich, der ich von meiner Jugend an nicht gesündigt habe (mir nichts habe zu Schulden kommen lassen), um wie viel mehr, dass er, wenn ich für mich bete, es von mir annehmen wird (dass ich Gehör finden werde). Da Gott sah, dass die Sache in den Augen Moses so gering erschien und er nicht im Gebete stand, schwur er eilends bei seinem grossen Namen, dass er nicht in das Land Israel kommen sollte, wie es heisst Num. 20, 12: „Darum (לכן) sollt ihr dieses Volk nicht in das Land bringen, das ich ihnen geben will.“ Unter לכן ist nicht anderes als שבועה Schwur zu verstehen vgl. 1 Sam. 3, 14: „Darum schwöre ich dem Hause Elis.“ Als Mose sah, dass über ihn der Gerichtsbeschluss besiegelt war, legte er sich Fasten auf, zog einen kleinen Kreis um sich, und stellte sich hinein, und sprach: Ich weiche nicht eher von hier, bis der Beschluss aufgehoben ist. Was that Mose? Er kleidete sich in Sack und hüllte sich in Sack, bestreute sich mit Asche und stand in Gebet und Flehen vor Gott, so dass Himmel und Erde und die ganzen Ordnungen der Schöpfung erbebten. Sie dachten nämlich: Vielleicht ist der Wille Gottes gekommen, seine Welt zu erneuen (eine neue Welt zu erschaffen). Da erscholl eine Himmelsstimme und sprach: Der Wille Gottes ist noch nicht gekommen, seine Welt zu erneuen (eine neue Welt zu erschaffen), sondern wie es heisst Hi. 12, 10: „In dessen Hand die Seele alles Lebendigen ist und der Geist alles Fleisches des Mannes.“ Unter איש Mann ist kein anderer als Mose zu verstehen vgl. Num. 12, 2: „Und der Mann Mose war sehr demüthig, mehr denn alle Menschen auf dem ganzen Erdboden.“ Was that Gott? Er rief in jedes Thor der Veste (des Himmels) und in jeden Gerichtshof, dass sie das Gebet Mose nicht annehmen und es nicht vor ihm aufsteigen lassen sollten, weil der Beschluss über ihn besiegelt worden sei. Da rief Gott den Engel, welcher über das Ausrufen gesetzt war, mit dem Namen Achresiel (אכרזיאל, אכזריאל der Ausrufer) schnell herbei und er sprach zu den Dienstengeln: Steiget hinab und verschliesset alle Thore der Veste (des Himmels), denn stark ertönet die Stimme eines Gebetes nach der Höhe. Sie wollten aufsteigen zur Veste wegen der Stimme von Moses Gebet; denn das Gebet Mose glich einem Schwerte, welches zerreisst und zerschneidet und es hält nichts zurück; denn sein Gebet war von gleicher Bedeutung wie der unaussprechliche Gottesname, denn er hatte es gelernt von seinem Lehrer Sagsagel (זגזגאל, der Hellleuchtende Gottes), dem Schreiber der Kinder der Höhe. Ueber jene Stunde heisst es Ezech. 3, 12: „Und ich hörte hinter mir die Stimme eines grossen Getönes: Gepriesen sei die Herrlichkeit des Ewigen von

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)