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Lehrer ist in der Stadt, geh und lerne die Thora von ihm und er antwortete und sprach zu ihnen: Ich fürchte mich vor den Löwen unterwegs. Woher lässt sich das beweisen? Aus Prov. 26, 13: „Es spricht der Träge: ein Brüller ist auf dem Wege.“ Man sagte ferner zu ihm: Dein Lehrer ist in der Stadt, mache dich auf und gehe zu ihm. Ich fürchte mich, entgegnet er, es könnte ein Löwe in den Strassen sein, wie es heisst das.: „ein Löwe auf den Strassen.“ Man spricht ferner zu ihm: Siehe, er wohnt bei dir neben deinem Hause. Er antwortete: Der Löwe ist draussen, wie es heisst das.: „Der Löwe ist draussen.“ Man spricht ferner zu ihm: (Du brauchst nicht hinauszugehen, er wohnt) im Hause. Er antwortete: Wenn ich gehe und die Thür verschlossen finde, so kehre ich wieder um. Man spricht ferner zu ihm: (Das ist nicht der Fall,) die Thür ist offen, wie es heisst das. V. 14: „Die Thüre drehet sich in ihrer Angel und der Faule auf seinem Lager.“ Zuletzt weiss er gar nicht mehr, was er dagegen vorbringen (antworten) soll, er spricht nun zu ihnen: Die Thür mag geöffnet sein oder verschlossen, ich will noch ein wenig schlafen, wie es heisst Prov. 6, 9: „Wie lange, Träger, willst du liegen?“ Steht er von seinem Schlafe am Morgen auf und man setzt ihm zu essen (das Frühstück) vor, so ist er zu faul, es in seinen Mund zu bringen, wie es heisst Prov. 19, 24: „Der Träge versteckt seine Hand in die Schüssel, selbst zu seinem Munde vermag er sie nicht zurückzuführen.“ Welches ist das Siebente? S. das. 20, 4: „Wegen des Winters will der Träge nicht pflügen, er sucht dann in der Erntezeit, und es ist nichts da.“ Was heisst das: „Wegen des Winters mag der Träge nicht pflügen?“ R. Simeon ben Jochai sagte: Wer in seiner Jugend die Thora nicht gelernt hat und will sie erst in seinem Alter erlernen, der vermag es nicht, das will sagen: „Er sucht zur Erntezeit und es ist nichts da.“ Das aber, was Mose gesagt hat, ist grösser als alle. Woher lässt sich das beweisen? (Es heisst hier:) „Denn die Sache ist dir sehr nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen ist, um es zu thun,“ sprich es aus (d. i. bringe es aus deinem Munde hervor)!

[7] Oder: „Es ist dir nahe.“ R. Samuel bar Rab Nachman sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einer Königstochter, die kein Mensch kannte, der König hatte aber einen Freund, der stündlich zum König kam, und die Tochter des Königs stand vor ihm. Da sagte der König zu seinem Freunde: Sieh, wie (sehr) ich dich liebe, kein Geschöpf kennt meine Tochter und sie steht vor dir (wenn du bei mir bist). So sprach auch Gott zu den Israeliten: Sehet, wie lieb ihr mir seid, kein Geschöpf in meinem Palaste kennt die Thora und euch ist sie gegeben, wie es heisst Hi. 28, 21: „Verborgen ist sie vor den Augen aller Lebendigen; aber was euch betrifft, so ist sie dir nicht zu erhaben, sondern sehr nahe ist dir das Wort.“ Gott sprach zu ihnen: Meine Kinder! wenn die Worte der Thora euch nahe sein werden, so nenne ich euch: Nahe (Verwandte). So heisst es Ps. 148, 14: „Den Kindern Israels, das Volk, das ihm nahe ist. Halleluja!“

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)