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R. Josua ben Levi sagte: Als unser Lehrer Mose das hörte, sprach er vor Gott: Herr der Welt! möge Mose und Hunderte seines Gleichen sterben, nur werde keinem von ihnen (meinem Volke) der Nagel beschädigt. R. Samuel bar Jizchak sagte: Als Mose sich dem Tode nahe sah, und die Israeliten nicht für ihn um Erbarmen flehten, damit er in das Land komme, rief er sie zusammen und ermahnte sie und sprach zu ihnen: Einer hat 600,000 beim (goldenen) Kalbe erlöst und 600,000 vermögen nicht einen Menschen zu erlösen. Das wollen die Worte sagen: „Der Ewige hat euch nicht den Sinn gegeben, zu erkennen,“ Erinnert ihr euch nicht, sprach er zu ihnen, wie ich euch in der Wüste geführt habe, wie es heisst Deut. 29. 5: „Und ich führte euch vierzig Jahre in der Wüste“ u. s. w.

[11] Was heisst das: „Eure Kleider veralteten nicht an euch?“ R. Jose bar R. Chanina sagte: Diejenigen, welche auf ihnen waren, veralteten nicht, aber diejenigen, welche sie in den Kästen hatten, veralteten.

Oder: „Eure Kleider veralteten nicht.“ R. Eleasar ben R. Simeon bar Jochai fragte seinen Schwiegervater, den R. Simeon ben Jose: Sind denn kostbare Kleider mit den Israeliten in die Wüste gezogen? Die Kleider, welche auf ihnen waren, antwortete er, waren diejenigen, die ihnen die Dienstengel am Sinai angezogen hatten. Darum wurden sie nicht morsch. Er fragte ferner: Wuchsen denn die Israeliten nicht und wurden ihnen die Kleider nicht zu klein? Er antwortete: Wundere dich nicht darüber, wenn die Purpurschnecke wächst, so wächst auch ihr Kleid mit ihr.[1] Er fragte ferner: Mussten sie nicht gewaschen werden? Er antwortete: Die Wolke rieb sie ab und machte sie weiss. Er fragte ferner: Wurden sie denn nicht von der Wolke verbrannt, da sie doch aus Feuer bestand? Er antwortete: Wundere dich nicht darüber, wie der Asbest nur im Feuer geglättet (gesäubert) wird, so waren auch ihre Kleider ein himmlisches Werk, die Wolke rieb sie ab und es schadete ihnen nichts. Er fragte ferner: Entstand denn kein Ungeziefer? Er antwortete: Wenn Gewürm sie schon bei ihrem Tode nicht berührte, um wieviel weniger bei ihrem Leben! Er fragte ferner: Verbreitete denn der Schweiss keinen üblen Geruch? Er antwortete: Sie ergötzten sich doch auf den grünen Fluren des (am) Brunnen, die ihren Geruch in der ganzen Welt verbreiten. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Cant. 4, 11: „Und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon.“ Und all das Lob, woher kam es? Aus der Quelle der Gärten, dem Brunnen lebendigen Wassers.

[12] Oder: „Ich führte euch vierzig Jahre in der Wüste.“ R. Jehuda sagte: Komm und sieh die Herablassung Gottes. Gewöhnlich wenn ein Vater einen Sohn hat, so legt er die Last auf diesen, schmerzt sie ihm aber (ist sie ihm zu schwer), so wirft er sie bald von sich;


  1. Vergl. Midr. Schir hasch. r. s. v. נפת und Pesikta, Beschalach 92a.
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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/099&oldid=- (Version vom 31.7.2018)