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vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herablassen.“ Wenn Rabbi einen Vortrag in dem grossen Lehrhause halten wollte, pflegte er zu sagen: Seht einmal nach, ob die ganze Versammlung sich versammelt hat (beisammen ist). Woher hast du das gelernt? Von der Gesetzgebung. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Deut. 4, 10: „Als der Ewige zu mir sprach: Versammle mir das Volk, damit ich sie meine Worte hören lasse.“

Oder die Rabbinen sagen: Du findest, als der Ewige dem Mose das Gesetz gab, wurde es ihm mit Rufen gegeben. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Ex. 19, 20: „Der Ewige rief den Mose auf die Spitze des Berges und Mose stieg hinauf.“ Und so auch als unser Lehrer Mose den Israeliten das Gesetz wiederholen wollte, sprach er zu ihnen: Sowie ich das Gesetz durch Rufen empfangen habe, so will ich es auch seinen Kindern durch Rufen überliefern. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was Deut. 29, 1 geschrieben steht: „Und Mose rief alle Israeliten und sprach zu ihnen.“

[9] Das ist es auch, was Prov. 2, 1 geschrieben steht: „Mein Sohn, wenn du meine Rede annähmest und bewahrtest bei dir mein Gebot!“ Was heisst das: „Wenn du meine Rede annähmest?“ R. Huna sagte im Namen des R. Acha: Gott sprach zu den Israeliten: Meine Kinder! mein Gesetz sei euch nicht wie ein Mensch, der eine heirathsfähige Tochter hat und er wünscht sie bei dem einzuführen, den er findet (d. i. er möchte sie gern verheirathen). Was heisst das: „Wenn du meine Rede annähmest?“ Wenn es euch Verdienst ist (wenn ihr Empfänglichkeit dafür habt), so sollt ihr mein Gesetz empfangen, welches die Dienstengel sich wünschten, ich es ihnen aber nicht gegeben habe, wie es heisst Ps. 68, 13: „Die Engel Zebaoths flohen, sie flohen!“ Was sagte er? „Und die Bewohnerin des Hauses vertheilet Beute.“ Die Dienstengel sprachen nämlich vor Gott: Herr der Welt! die Zierrath, die du bei den Oberen hast, willst du an die Unteren vertheilen? Das ist der Sinn der Worte: „Wenn du meine Rede annähmest“ d. i. wenn dir ein Verdienst ist (wenn du Empfänglichkeit dafür hast). Was heisst das: „und meine Gebote bei dir bewahrtest?“ R. Abba bar Kahana sagte: Gott sprach: Wenn ihr mir das Gesetz und die Gebote in dieser Welt bewahrt, so bewahre ich euch einen guten Lohn in jener Welt, wie es heisst Ps. 31, 20: „Wie gross ist deine Güte, die du aufbewahrt hast denen, die dich fürchten!“ Oder: „Wenn du meine Rede annähmest.“ R. Jehuda bar Schallum sagte: Gott sprach zu den Israeliten: Wenn heisst ihr meine Kinder? Wenn ihr meine Worte annehmt. Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, zu dem sein Sohn sprach: Zeichne mich im Lande aus, dass ich dein Sohn bin! Wenn du willst, sprach sein Vater zu ihm, dass alle wissen sollen, dass du mein Sohn bist, so ziehe meinen Purpurmantel an und setze meine Krone auf dein Haupt, so werden alle erkennen, dass du mein Sohn bist. So sprach auch Gott zu den Israeliten: Wollt ihr, dass ihr als meine Kinder

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/097&oldid=- (Version vom 31.7.2018)