August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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sie schlafen, steigen alle Seelen zu ihm empor. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Hi. 12, 10: „In seiner Hand ist die Seele alles Lebenden,“ und am Morgen giebt er einem jeden seine Seele wieder. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Jes. 42, 5: „Er giebt Seele dem Volk auf ihr.“ Oder widerfährt Fleisch und Blut etwas Böses von seinem Genossen, so weicht es nie aus seinem Herzen; aber Gott ist nicht so, sondern die Israeliten waren in Aegypten und die Aegypter behandelten sie sclavisch mit Lehm und Ziegeln und nach allen diesen Uebelthaten, welche sie den Israeliten zugefügt hatten, steht doch darüber geschrieben Deut. 23, 7: „Verabscheue nicht den Aegypter, denn du bist ein Fremdling in seinem Lande gewesen,“ sondern jage dem Frieden nach (sei friedlich gegen ihn gesinnt), wie es heisst Ps. 34, 15: „Suche den Frieden und strebe ihm nach.“ Was heissen diese Worte? R. Meïr sass und hielt einen Vortrag u. s. w.[1] Als jene Frau nach Hause ging, es war am Vorabend des Sabbaths, fand sie das Licht ausgelöscht. Wo bist du bis jetzt gewesen? fragte sie ihr Mann. Sie antwortete: Ich habe einen Vortrag von R. Meïr gehört. Der Mann aber war ein Spötter, er sprach zu ihr: Dem sei wie ihm wolle (eig. es mag so oder so sein), du darfst mir nicht eher wieder in mein Haus kommen, bis du gehst und den R. Meïr in’s Gesicht speist. Sie verliess darauf sein Haus, der Prophet Elia, sel. Andenkens, aber offenbarte sich dem R. Meïr und sprach zu ihm: Siehe, um deinetwillen (durch deine Schuld) hat das Weib ihr Haus verlassen, und er meldete ihm, wie sich die Geschichte zugetragen. Was that R. Meïr? Er begab sich in das grosse Lehrhaus, wohin auch dasselbe Weib kam, um zu beten. Als er sie erblickte, stellte er sich krank. Er fragte: Wer versteht einen Geheimspruch wegen des Auges zu flüstern? Da sprach das Weib: Ich komme, um ihn zu flüstern und spie ihm dabei in’s Gesicht. Sage deinem Mann, sprach er zu ihr, ich habe dem R. Meïr in’s Gesicht gespien, gehe und versöhne dich mit deinem Manne.[2] Sieh, wie gross die Kraft des Friedens ist! Oder R. Akiba sagte: Du kannst es auch daran erkennen, wie gross die Kraft des Friedens ist, weil Gott in der Stunde, wo ein Mann auf sein Weib eifersüchtig ist, gestattet hat, dass der Name des Heiligen, welcher in Heiligkeit geschrieben ist, mit Wasser ausgelöscht werden darf, um den Frieden zwischen dem untreuen (verdächtigen) Weibe und ihrem Manne herzustellen. Resch Lakisch hat gesagt:[3] So gross ist der Friede, dass die Schrift sogar sich erdichteter Worte bedient, um Frieden zwischen Joseph und seinen Brüdern zu machen. Als ihr Vater gestorben war, fürchteten sie sich, er möchte Rache an ihnen nehmen und was
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)