Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/079

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Oder R. Samuel bar Nachman sagte: Die Schlange wurde gefragt: Warum wirst du zwischen den Zäunen gefunden? Sie sprach: Weil ich den Zaun der Welt eingerissen habe. Warum kriechst du auf der Erde, fragte man sie weiter, und deine Zunge züngelt auf der Erde? Sie sprach: Weil sie es mir verursacht hat, dass ich meinen Schöpfer verleumdet habe. Und worin bestand die Verleumdung? Die erste Schlange, sagte R. Josua von Sichnin im Namen des R. Levi, redete gleich den Menschen und als Adam und Eva nicht von dem Baume essen wollten, fing sie an ihren Schöpfer zu verleumden. Sie sagte nämlich: Von diesem Baume hat der Schöpfer gegessen und dadurch seine Welt erschaffen und er hat euch befohlen, ihr sollt nicht davon essen, weil ihr sonst eine andere Welt erschaffen könntet. Und was hat ihr Gott gethan? Er hieb ihr die Füsse ab und schnitt ihr die Zunge aus, dass sie nicht mehr sprechen konnte.

Oder die Schlange wurde gefragt: Was für einen Genuss hast du, wenn du beissest? Bevor ihr das mich fragt, antwortete sie, warum fragt ihr nicht die Verleumder? wie es heisst Koh. 10, 11: „Wenn die Schlange sticht ohne Beschwörung, so ist ohne Nutzen der Beschwörer.“ Was hat der Verleumder für einen Genuss von der Verleumdung!

Oder die Schlange wurde gefragt: Warum beissest du in ein Glied und dein Gift verbreitet sich in alle übrigen Glieder? Bevor ihr das mich fragt, antwortete sie, warum fragt ihr nicht den Verleumder, der in Rom steht und in Syrien tödtet, oder umgekehrt, der in Syrien steht und in Rom tödtet. Siehe, wie schwer ist die Kraft einer verleumderischen Zunge, dass den Israeliten der Tempelbau verboten wurde! Weil das Geschlecht aus Verleumdern bestand, so sollte es zu seiner Zeit nicht gebaut werden.

[11] Oder: „Ich will über mich einen König setzen.“ Die Rabbinen sagen: Gott sprach: In dieser Welt habt ihr Könige verlangt, es sind auch solche aufgetreten und sie haben euch in’s Schwert gestürzt. Saul stürzten sie auf dem Gebirge Gilboa, wie es heisst 1 Sam. 31, 1: „Und die Männer von Israel flohen vor den Philistern“ u. s. w. David verursachte eine Plage, wie es heisst 2 Sam. 24, 15: „Und der Ewige liess eine Pest kommen über Israel.“ Achab verschloss ihnen den Regen, wie es heisst 1 Reg. 17, 1; „In diesen Jahren soll weder Thau noch Regen fallen.“ Zedekia hat den Tempel zerstört. Als die Israeliten sahen, was alles durch ihre Könige ihnen widerfahren sollte, fingen sie an zu schreien: Wir verlangen keinen König, wir wollen unsern ersten König wieder haben s. Jes. 33, 22: „Denn der Ewige ist unser Richter, der Ewige ist unser Gesetzgeber, der Ewige ist unser König, der uns hilft.“ Da sprach Gott zu ihnen: Bei eurem Leben! ich werde so thun, wie es heisst Sach. 14, 9: „Der Ewige wird König über die ganze Erde sein.“

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/079&oldid=- (Version vom 31.7.2018)