August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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in seinen Händen zerbrach. Da sprach der König: Hätte er es mit Absicht zerbrochen, so wäre er hingerichtet worden, da er es aber nicht mit Absicht zerbrochen hat, so sei er zur Auswanderung verurtheilt. So hatte auch Gott befohlen: „Wer Menschenblut vergiesst, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden,“ wer aber unvorsätzlich, weil es nicht seine Absicht war, einen Menschen erschlagen hat, wandre aus seinem Orte, wie es heisst: „Er fliehe nach einer dieser Stätte und lebe.“ Gott sprach: Weil in dieser Welt der böse Trieb (die Leidenschaft) waltet, bringen sie sich um und sterben, aber einst werde ich den bösen Trieb von euch entwurzeln und es giebt keinen Tod mehr in der Welt s. Jes. 25, 8: „Er vernichtet den Tod auf ewig.“
[31] Cap. VI.
V. 4. Höre Israel! Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig. Halacha.
Hat ein Israelit, der das Schema gelesen, aber nicht genau auf seine Buchstaben (Laute, Aussprache) geachtet hat, seine Pflicht erfüllt (Schuldigkeit gethan)? Die Weisen haben so gelehrt: Wer gelesen und es nicht genau mit seinen Buchstaben genommen hat, so sagt R. Jose: Ja, er hat seine Schuldigkeit gethan, R. Jehuda dagegen sagt: Nein, er hat seine Schuldigkeit nicht gethan. Was ist denn unter dem Genaulesen der Buchstaben zu verstehen? Unsere Rabbinen haben gelehrt: z. B. bei בכל לבבכם muss zwischen der einen und der andern ל getrennt werden (d. i. das Wort לבבכם muss von dem vorhergehenden בכל getrennt werden, da es mit demselben Buchstaben ל anfängt, mit dem jenes endigt). Ebenso ist auch bei ואבדתם מהרה zwischen der einen מ und der andern מ zu trennen (d. i. das Wort מהרה, das mit מ anfängt, ist von dem vorhergehenden ואבדתם, das mit מ endigt, sorgfältig zu scheiden). R. Jehuda hat noch im Namen Rabs gesagt: Wer im Gehen das Schema liest, muss stehend das Himmelreich auf sich nehmen. Welches ist das Himmelreich? „Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig.“ Seit wann gelangten die Israeliten zum Lesen des Schema? R. Pinchas bar Chama sagt: Seit der Gesetzgebung gelangten die Israeliten zum Lesen des Schema. Wie so? Du findest, dass Gott auf dem Sinai nur mit diesem Worte begann, er sprach nämlich zu ihnen: „Höre Israel! ich bin der Ewige, dein Gott,“ und die Israeliten stimmten alle ein mit den Worten: „Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig.“ Und Mose setzte noch hinzu: „Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Nach den Rabbinen sprach Gott zu den Israeliten: Meine Kinder! alles was ich erschaffen, habe ich paarweise erschaffen. Himmel und Erde sind ein Paar, Sonne und Mond sind ein Paar, Adam und Eva sind ein Paar, diese und jene Welt sind ein Paar, meine Ehre aber ist einzig und allein der Welt. Woher lässt sich das beweisen? Aus den Worten: „Höre, Israel! der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig.“
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/045&oldid=- (Version vom 31.7.2018)