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MIDRASCH DEBARIM RABBA.

סדר דברים.

Parascha I.

[1] Cap. I. V. I. Das sind die Reden.

Halacha. Darf ein Israelit das Gesetzbuch wohl in jeder Sprache niederschreiben? Die Weisen haben so gelehrt: Die Bücher unterscheiden sich von den Tephillin und Mesusoth nur darin, dass sie in jeder Sprache geschrieben werden. Nach Rabban Gamliel dürfen auch die Bücher nur in der griechischen Sprache geschrieben werden. Und was ist der Grund des Rabban Gamliel, dass er sagt, das Gesetzbuch dürfe nur in griechischer Sprache geschrieben werden? Unsere Rabbinen haben so gelehrt, sagte bar Kapra[QP 1], mit Bezug auf Gen. 9, 27: „Gott breite Japhet aus, er wohne in den Zelten Schems,“ da die Worte Schems in allen Sprachen Japhets gesagt (niedergeschrieben) werden können, so haben sie gestattet, sie in der griechischen Sprache zu schreiben. Gott sprach: Siehe, wie beliebt die Sprache des Gesetzes ist, dass sie die Zunge heilt. Woher lässt sich das beweisen? So heisst es Prov. 15, 4: „Eine Heilung der Zunge ist der Baum des Lebens.“[QP 2] Unter עץ חיים‎ Baum des Lebens ist nichts anderes als das Gesetz zu verstehen vergl. Prov. 3, 18: „Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie erfassen.“ Und die Sprache des Gesetzes löst die Zunge (ohne sie ist sie gebunden). Du kannst es daraus erkennen: Einst wird Gott die rühmlichsten (besten) Bäume aus dem Gan Eden heraufbringen. Worin besteht ihr Ruhm (ihre rühmliche Eigenschaft)? Dass sie die Zunge heilen s. Ezech. 47, 12: „Am Bache werden, an seinem Ufer, auf dieser und auf jener Seite allerlei Fruchtbäume wachsen.“ Woher lässt sich beweisen, dass hier von einer Heilung der Zunge die Rede ist? Weil es das. heisst: „Seine Frucht dient zur Speise und sein Blatt zur Heilung.“ Ueber die Bedeutung des letzten Wortes sind R. Jochanan und R. Josua ben Levi verschiedener Meinung. Der eine sagte: Es bedeutet לתרפיון‎ zur Heilung, der andere sagt: Wenn jemand stumm ist und einen Theil davon (von der Frucht des Lebensbaumes) gierig isst, so wird seine Zunge sofort geheilt und

  1. s. Megilla fol. 9; Schabb. fol. 115; Jerusch. Megilla fol. 1, Hal. 9; Beresch. r. Par. 39.
  2. s. Arach. fol. 15.
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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/009&oldid=- (Version vom 31.7.2018)