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vnd Abtissin / wider erhebt vnd vermehret. Es werden allda auch der vierdten Abtissin / nämlich / der heiligen Pinnosae, Reliquien in hohen Ehren gehalten / vnnd verwahret. Vnd ist in der Abtey eine Freyung / vnnd sonderlich an dem Ort darinn / die Borht genant. Die Kirch / oder das Münster / ist gar schön / in welcher eine Tafel zusehen / so der berühmbte Bruinius von Cölln gemacht hat. Es sind auch andere Kirchen allda / als zu S. Quintin / S. Johann / S. Geerth / vnd im Spital. Vnd schreibet der Irrländer Thomas Carve, Ober-Caplan / in deß Walteri Deveroux Regiment / cap. 32. p. 275. Itinerarii, daß es allhie allerhand Glauben / als den Catholischen / Lutherischen / Calvinischen / Zwinglischen / Widertäufferischen / Hussitischen / auch Juden / vnd Heyden / so sich dahin gesetzt / habe. Welches wir aber ihn verantworten lassen. Sonsten finden wir / daß Anno 1593. ein grosser Religionsstreit in dieser Statt / sich zwischen den Lutheranern / vnd Calvinisten / erhoben hat. G. Braun im dritten Theil seines Stättbuchs / nennet dieselbe Imperiale Oppidum Collegiato virginum, et Canonicorum Sodalitio praestans, in welcher die Innwohner Handlung an frembde Ort treiben; Theils mit dem Weberwerck / oder Gespunst: Andere mit Schmidwerck / vmbgehen. Wie dann nicht bald ein Ort zufinden seyn solle / da man mehr allerley Büchsen machte / dann eben allhie. Sie haben Brunnen genug / vnnd gibt das Land herumb allenthalben die schwartzen Steinkohlen / sonderlich aber / wo Steel / oder Steil / Steltium oppidum, vom gedachten Braun / genant / bey der Ruhr / ligen thut. So trägt auch der vmbligende Boden / köstlich gut Getreyd vnd Weitzen / daher dann das schöne weisse Brod kompt / das man so hoch helt. Siehe von obgedachtem Fürstlichen Jungfrawen Kloster auch die Braunschweigische Chronic / am 600. Blat.


Esens / Esena,

Ligt in Ost-Frießland / an einem fliessenden Wasser / so nicht weit darvon ins Meer fället. Ist vest / vnd ist das Schloß allda noch vester. Es hat zwischen dem Herrn dieser Statt / vnnd den Graffen von Ost-Frießland / vor diesem viel Strittigkeit / wegen der hohen Obrigkeit / geben. Dann die von Ost-Frießland berufften sich auff die ihnen darüber von den Keysern Friderico IV. vnnd Carolo V. verliehene Lehen: Die von Esens aber wolten freye Herren / vnnd denen vorgenannten nicht vnterworffen seyn. Anno 1540. starb der letzte Herr von Esens / vnd kamen die Herrschafften Esens / Witmund / vnnd Stedesdorp / sampt gantz Harlingen / an seine Schwester Onna / deß Graff Otten von Rettberg in Westphalen Gemahlin; vnnd folgends an die Graffen von Ost-Frießland. Dann ihr beyder Sohn / Graff Johannes von Rett- oder Rittberg / so Anno 1564. gestorben / nur zwo Töchter hinderlassen / deren die Eine / nämlich / Fräwlein Walpurg / Graf Enno III. zu Ost-Frießland Anno 1581. geheuratet hat / dardurch dann aller so lang gewährter Streit ein Ende genommen / vnnd diese obernante Herrschafften / an die Graffen von Embden / oder Ost-Frießland / kamen. Siehe Hermann Hamelmann in der Oldenburgischen Chronic / part. 3. cap. 14. fol. 364. vnd insonderheit Ubbonem Emmium, in seinen Friesischen Historien. David Chytraeus lib. 15. Saxon. p. 392. schreibet: Daß die von Bremen diese Statt / mit vnauffhörlichem Stürmen / den 9. Octobris Anno 1540. durch fewrige Pfeil / vnnd Kugeln / so sie hinein in die Häuser geschossen / angezündet / vnnd sie in die Aschen gelegt haben. Welches den Herren dieses Orts / Herrn Balthasar / der an Verstand / vnd Leib / schon kranck / vnd von jederman verlassen war / also gekräncket hat / daß er / nach wenig Tagen / von Schmertzen / Sorgen / Arbeit / vnd Kranckheit / abgezehret / gestorben. Es haben aber nichts desto weniger / die jenige / so in denen Besatzungen zu Esens / vnd Witmund waren / selbige Schlösser noch beschützet. Es ist auch Anno 1414. vnnd ingleichem vorhero / diese Statt / von den Bremern / eingenommen worden.


Eußkirchen /

Ist ein Stättlein / im Hertzogthumb Gülich / zwischen Zulpich / vnd Cochenheim / ein wenig auff der Seiten / auff Münster-Eyfel / vnnd dem Land Eyfel zu / gelegen; so sich Anno 1642. den Weymarischen ergeben. Es haben zwar zu Eingang deß Mertzens / die Keyserischen einen Anschlag auff diesen Ort gemacht / aber der gienge vergebens ab / vnnd verluhren sie noch darzu darüber bey fünfftzig Mann. Siehe Theatri Europaei vierdten Theil p. 847. seq. Als sie hernach im Mayen von dannen abgezogen / haben sie die Statt-Pforten verbrandt.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)