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Aach / Ach / Aquisgranum.

Von den Frantzosen Aix, oder Aix la Chapelle, vnnd von den Niderländern Aken / von Luitprando Grani Palatium, vnnd Reginone Thermae Grani, genannt / so von denen Zeiten Keysers Caroli M. diesen Namen / vnnd zwar vom Grano Keysers Neronis Brudern / haben solle; dessen aber bey den alten Römischen Geschichtschreibern nit gedacht wird. Es sey aber dieser Granus gewesen / wer er wolle / so hat er die Bäder allhie / so noch heutiges Tags berühmbt seynd / am ersten erfunden; Höchstgedachter Keyser Carolus aber wider herfür gebracht. Es ligt diese Statt zwischen den Hertzogthümmern Braband / vnnd Limpurg: Item / dem Hertzogthumb Gülich / vnd dem Bischthumb Lüttich / in der Menapiorum Gräntzen / zwischen dem Rhein / vnnd der Maaß / an einem niderträchtigen / vnnd schier mit lauter Hügeln vmbgebenen Ort / vier von Gülich / zehen / oder zehendhalbe Niderländische Meilen / von einer Stund Gehens / vier von Mastricht / vnnd so viel auch von Düren / sechs von Lüttich / vnnd drey Meilen von Limpurg. Serenius Granus, der Römische Landpfleger / vnter Keyser Hadriano, solle sie erbawet / vnd dieselbe von ihm / vnd dem warmen Bad / so daselbsten ist / den Namen bekommen haben: Wiewol Nic. Reusnerus, de Urbibus Imperialibus, schreibet / daß Theils vermeynen / solcher Name vom Apolline Granno, den die Teutsche / vnd Rhätier / verehret haben / entsprungen seye: Wie dieser Meynung auch Cunraradus Celtes in seinen Versen ist / die er von dieser Statt gemacht hat / vnd sich also anfahen:

Fumat aquis calidis Granno Urbs ab Apolline dicta
Corpora quae morbis tincta liquore levant, etc.

Attila, der Hunen König / soll sie hernach zerstörer haben: Wiewol andere es noch in einen Zweiffel ziehen. Jetzt ist sie mit zween Gräben / vnd zwo Mauren / vmbgeben / vnnd also ein runde / doppelte Statt / deren die Mittle vom Keyser Corolo M. vnd die eusserste von E. E. Raht vnd Gemeind / erbawet worden. Die mittere Statt kan einer kaum in drey Vierthel / vnnd die eusserste in anderthalbe Stunden / vmbgehen. Die Mittere hat zehen Pforten / Die eusserste eylff / werden aber nur zehen geöffnet / darunter vier Hauptthor: Item / viel schöne hohe Thürn / vnd Wachthäuser seyn. Beyderley Gräben haben mehrertheils Wasser. Es seyn da zwo Stiffts-Kirchen / als vnser Lieben Frawen-Münster / vnnd S. Adalbrecht / vier Pfarrkirchen / neun Manns Klöster / darunter auch die Jesuiter / vnd Capuciner gerechnet werden / sechs Frawen Klöster / zwey Hosptithäler / vier Capellen / zween Beginenhöff / vnd ein gemeine Tauff. So seyn ferners allhie sechs Badhäuser / einvndzwantzig gemeine Brünn / drey Bäch / so durch die Statt fliessen / die Paw / Pawnell / vnd Suylispach / so folgends in den Worm zusammen kommen / vnnd darauff in die Ruhr fallen. Treiben sieben Mahl- ein Kelmiß- vnd ein Oelmühl. Es hat die Statt vngefähr drey tausend Häuser / vnd ist Platz wol noch vor so viel. Das Rahthauß ist vber die massen schön / groß / vnd kostbarlich erbawet / vnd stehet auff dem Marckt ein gar schöner Brunn. Die warme Bäder allhie seyn zu mehrerley Kranckheiten / sonderlich für Hecticam, Engbrüstigkeit / vnd zu der Vnmannheit / wie im Guicciardino stehet / nützlich. Man machet da gute Pistolen / Bombasin / vnd gute Tuchfarben / vnd bestehet daselbst der gröste Handel in Kupffer vnd Woll / vnd gibt zum Kupfferhandel Vrsach der Kelmißberg bey der Statt: Daselbsten / zwischen einer Meilen von der Statt / gegen der Sonnen Winter Nidergang / die Gattung der Erden gegraben / so man ins gemein Kalmißstein nennet / damit das rohte Kupffer zu Goldgelber Farbe gebracht wird. So hat es auch nit weit von der Statt Eisen- vnd Bleybergwerck. Der Boden herumb ist fruchtbar / vnd Wasserreich / daher man auch in der Statt / neben dem gesunden Lufft / gutes Wasser hat. Obgedachter Keyser Carle / hat sonderlich gern allhie gewohnet / dessen Vrsach Petrarcha lib. 1. epist. 3. vnd auß ihme Estienne Pasquier, lib. 5. des Recherches de la France, cap. 31. setzet. Darwider zwar Waremundus ab Erenberg, de foederib. lib. 1. c. 2. nu. 159. p. 241. ist: Limnaeus aber hierinn lib. 7. de Jure publico cap. 2. num. 5. kein Vrtheil fällen wil. Seinen Pallast haben hernach die Nordmannen verbrandt. Er hat / durch ein sonderbare Constitution / diesen Ort zum Haupt / vnnd Sitz / deß Teutschen Reichs bestättiget / oder / wie gemelter Guiccardinus, in Beschreibung Niderlands / sagt / befohlen / daß disseit der Alpen / Ach / vor die fürnehmbste Residentz-Statt deß heiligen Reichs / vnnd deß Königreichs Franckreich solte gehalten werden: Daher auch der Hymnus, den man vnter der Meß / auff den Tagen Caroli M. zusingen pfleget / sich also anfahet;

Urbs Aquensis, Urbs Regalis,
Regnisedes Principalis,
Prima Regum Curia, etc.

So wird auch der Titul deß Königlichen Stuls / vnd deß heiligen Römischen Reichs-Statt / gegeben; allda gemeinlich vor diesem die Römische König / vnnd Keyser / seynd gecrönet worden / deren der letzte Keyser Carl der Fünffte / gewesen ist. Vnd wann die Crönung anderstwo angestelt wird / so pflegen die Churfürsten / von hier / das Capitel der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)