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schneller: er fühlte ihn warm werden unter seinen Fingern, aber das Bild mit dem durchschnittenen Hals verschwand nicht, obgleich es alle seine Bewegungen nachahmte.

Es war doch sein eigenes Gesicht; so würde er aussehen, wenn – –

Er schob schnell den Vorhang über den Spiegel, aber die Schnur, die ihn zusammenhielt, war morsch und zerriß in seiner derben Hand, die staubigen Falten sanken auf den Boden, und nun stand er dahinter in voller Größe, der schreckliche Mensch mit dem durchschnittenen Hals – „grad so rank un slank as Se!“ Was half es, daß er nun auch deutlich den Sprung in dem verblichenen Glase sah? Was half es, daß er mit ungeschickter Eile sich bemühte, den Spiegel umzudrehen und gegen die Wand zu lehnen? Das Bild folgte ihm, wie er mit zitternden Gliedern wieder zwischen Bett und Wand hindurchkroch; es stand in seinen Augen, so fest er die Hände dagegen drückte.

Er war jung und stark. Er biß die Zähne aufeinander, nahm die Hände von den Augen und sagte mit fester Stimme:

„Ick bün keen Raubmörder. Wat geiht he mi an!“

Er strich sich die Stirn wie in großer Müdigkeit.

„Villicht het mi dat drömt? Villicht is ’t all

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/230&oldid=- (Version vom 31.7.2018)