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getreten, als sie gehört, daß Heinrich, der so lange fortgewesen war, der ihr noch nicht einmal guten Abend geboten hatte, sich da ohne Widerrede zu einem Einhüterdienst verdingte. Die Tränen standen noch auf den Wangen, und der Wind fuhr eisig darüber hin. Mit gebeugtem Kopf und immer schwererem Schritt ging sie ganz mechanisch, ohne Bewußtsein oder Willen. Plötzlich blieb sie stehen, überlegte und kehrte um. Nun war es, als ob eine innere Macht sie vorwärts treibe; sie eilte schnell und schneller; durch die große Allee, in deren alten Ulmen der Schneesturm heulte, und dann den Glockengießerwall entlang, zwischen den dampfschnaubenden klingelnden Pferdebahnwagen hindurch bis zum Eingang der Ferdinandstraße.

Dort gleich neben dem Zuchthaus war es, dort lag das Haus seines Fabrikherrn. Von dem Gefängnis mit den kleinen blinden Maulwurfsaugen wendete sie schnell die Blicke ab, lief quer über das nasse Pflaster und versuchte, in das kleine Fenster neben der Haustür zu sehen. Das war ja das Einhüterstübchen.

Es lag aber doch zu hoch über dem Trottoir; nur ein Lichtschein war erkennbar und die helle Hinterwand, an der ein schwarzer Schattenriß hinflog. Das mußte er sein.

Sie hob sich auf die Zehe, und der Wind blies

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/224&oldid=- (Version vom 31.7.2018)