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klimperten lose darin. Der Beamte verwies ihr solche Eigenmächtigkeit; dann versiegelte er die Kommode, den Schrank und einen halbgeborstenen Koffer, dessen Inhalt aus durchlöcherten Strümpfen und zerlesenen Romanen bestand. Der Raum sah fast aus wie nach einer fluchtartigen Entfernung des Bewohners. Aber dann hätte er doch wohl sein Geld mitgenommen? Nun, viel war auch nicht da, – die drei Goldstücke und die kleine Münze konnte er bei seiner unordentlichen Lebensführung vergessen haben. Aber auch die Uhr war da. Sie lag zwischen den Blumentöpfen, die auf einige halbzerrissene durchweichte Liebesbriefe gestellt waren. Das Gehäuse war geöffnet, der Schlüssel daneben, als wäre sie so nach oder vor dem Aufziehen liegen geblieben. Sie stand auf Neun, ging aber weiter, als der Beamte sie anrührte; sie schien von der Kälte stehen geblieben zu sein, und ihr war nichts abzufragen als etwa das eine: warum hat dich dein Herr nicht mitgenommen? Ein Grund für plötzliche Abreise war nicht zu entdecken; trotzdem telegraphierte man nach allen Seiten, zuerst nach Pirna an den dort lebenden Onkel; es fand sich ein Brief in einer Rocktasche steckend, aus dem man seine Adresse erfuhr.

Die Wirtsleute wurden sorgfältig überwacht und in den Bier- und Tanzlokalen Nachforschungen angestellt, die kein festes Resultat ergaben. Er war

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/216&oldid=- (Version vom 31.7.2018)