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der Nacht heimgekehrt, habe am Montag seine Wohnung aber früh verlassen, ohne daß sie ihn gesehen. Da der Schlüssel nicht an der Tür gesteckt, so habe sie nicht hineingekonnt, was auch schon öfter geschehen. Der Herr sei mit ihr sehr »von oben herunter« gewesen; Vorstellungen seien da übel angebracht. Sie habe eben gedacht, beim Nachhausekommen werde er schon rufen, wenn er sein Bett gemacht haben wolle. Da er dann am Dienstagmorgen nicht zum Vorschein gekommen sei, habe sie es ihrem Manne gesagt, – der habe auch von »anzeigen« gesprochen, habe aber noch ein paar Tage warten wollen; er wolle dem Herrn, der vielleicht bald zurückkomme, keinen Ärger bereiten; das dumme Logis stehe so wie so meistens leer; es habe auch niemand gern mit der Polizei zu tun. Als man ihr bedeutete, das sei eine verdächtige Äußerung, geriet sie in großen Zorn. Sie habe viele Kinder, und ihr Mann sei Briefträger, ob sie da Zeit hätten, hinter so einem herzulaufen, der alle Nächte durch„schwierte“ und seine Wäsche einer andern gebe, gerade als ob sie ihm seinen feinen Kram nicht gut genug plättete!

Dabei riß sie seine Kommodenschiebladen auf und enthüllte ein wüstes Durcheinander von frischen und gebrauchten Wäschestücken, Kuchenresten, bunten Krawatten und Pomadeschachteln; auch etliche Goldstücke

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/215&oldid=- (Version vom 31.7.2018)