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„Da bringen sie sie all,“[1] murmeln die Leute und drängen sich zusammen, um Platz zu machen.

Ein Mann trägt etwas herein, das in einen großen dunkeln Schal gewickelt ist. Wobbe springt mit gerungenen Händen von seinem Sitz auf: „Min Kind!“ da tut sich der Schal etwas auseinander, und eine kleine weiße Nasenspitze wird sichtbar, und eine schwache Stimme sagt: „Ich bin ’n büschen ins Wasser gefallen, Papa, sei man nicht böse!“

So schwach die Stimme war, Frau Wobbe muß sie auf der Straße gehört haben, denn da ist sie, Mantel und Hut hinter sich herschleifend, stöhnend und lachend: „Kind, Kind, wat makst du mi for Kummer!“ Wobbe aber steht scheu von weitem, als sei es noch nicht Wahrheit, als dürfe er die Gerettete nicht anrühren.

„Sei man nicht böse, Papa,“ sagt die Stimme wieder, „ich konnt ja doch nicht leiden, daß Bornemann all seine Karpfen wegschwimmen, und da bin ich auf dem alten Eis ’n büschen ausgeglitscht.“

Die Leute stehen und wischen sich die Augen; sie hätten nicht geglaubt, daß ein Mann so weinen kann, und diesem rotbäckigen, fidelen Wobbe hätten sie es gewiß nicht zugetraut. Er schluchzt wie ein kleines Kind und streckt immer die Arme nach seiner Tochter aus und geht doch nicht näher.



  1. schon.
Empfohlene Zitierweise:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)