neuen. An der Ecke, zwischen Lombardsbrücke und Esplanade lag sein Schuppen auf der Binnenalster. Seit gestern abend taute es; das Eis stand halb unter Wasser, so daß die Zelte und Buden auf dem schwärzlichen Spiegel haltlos zu schwimmen schienen; der Wind zauste die nassen Flaggen, und die schon hie und da angezündeten Lampen schimmerten von unten wieder herauf wie rötlich zitternde Sterne. Eine große Schar Krähen umkreiste mit Gekrächz die Fischlager und flog, sobald sich Menschen näherten, in einer schwärzlichen Wolke zu dem grauen Himmel auf, der nur tief im Westen von ein paar gelben Streifen durchfurcht war. Die dunklen Vögel hockten lauernd auf der großen Wage, die zu dem Bornemannschen Magazin gehörte und spähten mit vorgestreckten Hälsen nach toten Fischen oder nach Abfall. Wobbe stand einen Augenblick still und betrachtete wie sie die Niederlage der Großhändler. Es war auch eine Art von Krähenblick in seinen blauen Augen, wie er gegen Bornemanns Hauptgebäude mit dem Kontor den dicken Fausthandschuh schüttelte. Doch zog er die Hand schnell an sich; ein Mann in Wasserstiefeln und einer Wachstuchjacke trat dort aus der Tür.
Wobbe schloß seinen eigenen Schuppen auf, machte Licht und besichtigte die ins aufgeschlagene Eis hinabgelassenen Fischkästen. Wie er hineinleuchtete,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)