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– „es ist noch nicht zu spät! Jetzt tue ich, was ich längst hätte tun sollen, – ich lasse mich von dir scheiden, um ganz ihr zu gehören, ihr allein!“

Und wie erhoben von seiner eigenen, tapferen Offenheit holte er tief Atem und sah die Frau stolz und fast freundlich an.

„Es ist einfach toll,“ sagte sie außer sich vor Zorn und doch halb zum Lachen geneigt, „vollkommen toll und unsinnig! Sie ist ja tot!“ schrie sie ihm ins Gesicht, „was soll das jetzt? Wozu der Skandal? Bedenke doch – –“

„Es geschieht, was muß,“ rief er, ihre Hand abwehrend, „nicht eine Stunde mehr könnt ich mit dir leben.“ Und als sie ihn immer noch halb ungläubig ansah, fügte er in sanfterem Tone hinzu: „Ja, sie ist tot, aber die Liebe, verstehst du? die – Lie – be!“

Er sprach ihr das Wort vor, langgezogen, eindringlich, als habe sie es noch nie gehört; das Spottlächeln erstarb ihr auf den Lippen. – Plötzlich bemerkte er, daß drüben auf der Straße der Trauerzug sich in Bewegung setzte. Er ergriff seinen Hut und eilte ohne ein weiteres Wort, ohne Gruß an ihr vorbei und zur Tür hinaus, um sich den Leidtragenden anzuschließen.



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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/144&oldid=- (Version vom 31.7.2018)