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Hugo war wie ein Verzweifelnder nach der Wohnung der Toten geeilt. An der Tür empfing ihn die Mutter.

„Lassen Sie mich zu ihr,“ bat er, fast schreiend vor Aufregung, „ich weiche nicht von ihrem Sarge, nichts, niemand soll mich von dort vertreiben!“

Die alte Dame befreite sich hastig von seinen klammernden Händen, und zurücktretend winkte sie ihm mit einem scheuen Blick nach rückwärts. Ihr verweintes Gesicht sah ihn fremd und feindlich an. „Kommen Sie hier herein,“ flüsterte sie, „ich möchte doch nicht, daß noch jetzt das Mädchen – –“

Er folgte ihr in ein kleines Vorzimmer, in dem er früher oft gewartet. An den Wänden hingen Bilder und kleiner Zimmerschmuck, den er ihr geschenkt. „Ach, was sollen jetzt noch diese Rücksichten?“ murmelte er.

Die Mutter trat dicht auf ihn zu. „Sie hatten freilich nie Rücksichten für die Tote,“ sagte sie hart und bitter, „Sie haben meine Tochter unglücklich gemacht, Sie sollen sie nicht noch im Tode beschimpfen! Gehen Sie mit Ihrem Kummer, den die Leute nicht verstehen! Sie, ein verheirateter Mann! Schämen Sie sich! So, das war es, was ich Ihnen sagen wollte.“ Sie öffnete die Tür vor ihm und zeigte hinaus.

„Ich habe sie tief und heiß geliebt,“ schluchzte er und wollte auf die Knie sinken. Aber in dem

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)