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hatt und wickel mir da’rein, aber morgens, als ich noch schlaf, miteins neit er mir durch[1] un reißt mich das Hemd wieder ab.“

Unter dem brennenden Tannenbaum ward der kleine Proletarier entkleidet, gewaschen und in die trockenen, zu eng gewordenen Kleider des kleinen Haussohnes gesteckt. In dieser Verwandlung sah er aus, wie ein hübsches, zartes Kind, nur war der Gesichtsausdruck sorgenvoll und vernünftig über seine Jahre.

„Möchtest du wohl fort von deinem Papa?“ sagte Frieda, in deren Kopfe sich der Wunsch, zu helfen, mit fast schmerzhafter Lebhaftigkeit bewegte.

„Wenn ich groß bin, kann ich mir verheiraten,“ erwiderte Thedche nachdenklich. Die Mädchen lachten, nun lachte er auch.

D„arf ich Fräulein heiraten, wenn ich groß bin?“ sagte er bittend. Die beiden lachten noch stärker, besonders Karoline. „Warum denn, Theodor?“ fragte sie, sein Kinn hochhebend.

„Weil es hier bei Fräulein so schön is, und weil man bei Fräulein so schön viel zu essen kriegt.“

„Lieber Gott,“ rief Karoline, „das steckt jetzt schon d’rin, wenn sie nur so groß sind!“ Und sie begann mit einer Art Entrüstung dem kleinen Jungen zu erklären, daß ein Mann erst viel Geld haben



  1. Prügelt mich durch.
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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/128&oldid=- (Version vom 31.7.2018)