Seite:De Zwischen Elbe und Alster Frapan Ilse.djvu/122

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und nun ist er da, der Weihnachtsabend. „Es wird schon dunkel um und um, der Pelzemärtel geht herum und sucht nun auf die Kinder.“ Und die Großen ebenfalls. Im Wohnzimmer der beiden Lehrerinnen ist es wirklich behaglich. Der kleine Tannenbaum übervoll behängt auf dem weißgedeckten Seitentischchen, in der Ofenkasse der summende Teekessel, und der warme Glutschein auf dem Fußboden; die Lampe brennt noch nicht. Frieda legt die Kuchen auf den Teller und ruft fortwährend: „aber bitte Karoline, du verdirbst dir ja die Augen! was prökst[1] du denn noch immer?“

„Gleich, gleich, noch ein paar Stiche!“

„Du, Karo, wollen wir nicht ein bißchen ausgehen?“

„Ausgehen?“ Karoline fährt förmlich zusammen bei der Zumutung. „Es prasselt ja ordentlich an die Fenster, Schnee und Regen durcheinander, hörst es nicht?“

„So laß uns wenigstens kein Licht anstecken, dann sehen wir gegenüber die Tannenbäume brennen.“

Frieda schob sich mit ihrem Stuhl neben die Freundin, und so umschlungen sahen sie in träumerischem Dämmern durch die nur halb klaren Scheiben die gebrochenen Lichter in den Häusern gegenüber,



  1. stichelst
Empfohlene Zitierweise:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)