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darüber ist, daß Butterbrot aus den Dosen verschwindet?“ fragt ihn Frieda. Der Junge nickt. „Und ich hab euch jeden Tag gefragt, ob es einer von der Klasse gewesen ist!“ Theodor nickte wieder.

„Weißt du nicht, daß es sehr schlecht ist, jemand etwas wegzunehmen?“

Der Kleine drückte die Finger noch fester in die Augen. „Alle Jungens kriegen was mit, bloß ich nicht,“ weinte er.

„Warum denn nicht?“

„Weil mein Papa selber nix hat, weil wir diese Woche Miete bezahlen müssen.“

„Warum bist du nicht zu mir gekommen und hast gesagt: Fräulein, ich hab das Butterbrot weggenommen?“ fragte sie mit milderer Stimme.

„Weil ich denn den andren Tag wieder nix gehabt hätte,“ brachte er schluchzend heraus.

Frieda sah ihn kummervoll an, ihre glänzenden Augen liefen plötzlich über.

Emil Würger hielt den Finger in die Höhe und sagte, ohne die Erlaubnis zu sprechen abzuwarten, in seinem gewöhnlichen Angeberton: „Fräulein weint.“

„Ein Kind aus meiner Klasse, das etwas wegnimmt, o es ist schrecklich!“ rief die Lehrerin, und nun weinte sie wirklich, aber noch lauter schrie der kleine Sünder: „Nich wieder tun! nich wieder tun!“ so daß sich die Zwischentür öffnete, und Fräulein

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)