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Märzmorgen, der mich immer unwiderstehlich ins Freie lockt.

Der Reif der letzten Nacht hängt in Tropfen an den Dachrändern, den Holzzäunen, den Eisengittern, und jedes Tröpfchen ist ein Spiegel, in dem sich die junge Sonne besieht und aus dem sie lächelnd ruft: „Es wird bald Frühling!“ In den weißlichen Himmel steigt der leichte Rauch so unbeschwert, so mutwillig flatternd wie ein fröhlicher Gedanke; und um die nassen gleißenden Mauern, um die Gaslaternen, auf deren Fenster die Sonne ganze Strahlenbatterien schießt wie zum Spott, und dann wieder hinab zu der blanken Alster mit den schaukelnden Booten schweben mit lautem Gezwitscher und reißendem Fluge die ersten Schwalben. Alles lacht und glänzt, von den roten Radieschen in den Fruchtkellern bis zu den roten Ärmelaufschlägen der Polizeisoldaten, die da eben einen Gefangenen über den Pferdemarkt nach der Raboisenwache transportieren. Sie haben Mühe und Not mit ihm, obgleich er gefesselt zwischen ihnen geht; er stößt und schlägt mit den geschlossenen Fäusten nach ihnen, so daß die Leute stehen bleiben und in sein bleiches, gedunsenes Gesicht sehen, das er frech und ohne Scham den Blicken ausstellt, denn er hat den Hut ganz in den Nacken geschoben.

„Was hat er verbrochen?“

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)