Hannchen ließ die Tischkante los, in ihre Wangen kehrte die Farbe zurück; sie sah zu ihm auf und erwiderte schüchtern, aber dennoch wohlverständlich:
„O, Herr Tewes, wenn Sie so gut sein wollten – und es alles aus sein lassen – ich – ich würde Ihnen ewig dankbar sein.“
Tewes sah in ungeheurer Verwunderung die kindliche Bittgebärde der leicht gefalteten Hände und den fast zärtlichen Aufblick der tiefen grauen Augen.
„Aus sein? o, das is leicht, die Jefälligkeit kann ick Ihnen ja immer tun,“ sagte er, dunkelrot und keuchend, „sehen Sie, ick brauche ja bloß wegzujehen, denn sind Sie mir los – aber – jleich für ümmer!“
Er griff nach seinem Hut und sah sie noch einmal an – es war ihr Ernst! Im Fortgehen hörte er noch ihren eifrigen Ruf:
„Kinder! Rike! Mein Johann! Herr Tewes will so gut sein – er meint auch – es sei doch besser – wir bleiben zusammen!“
Zornigen Schrittes, in einem Ruck, ging er bis zum Bubeschen Weinkeller, besann sich noch einen Augenblick und verschwand mit düsteren Blicken zwischen den mächtigen Fässern.
Die vier Geschwister standen um das Nähtischchen mit der chinesischen Kumme, leichten Herzens, freudestrahlend, fast gerührt über so viel Glück. Fritz
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/063&oldid=- (Version vom 31.7.2018)