Seite:De Zwischen Elbe und Alster Frapan Ilse.djvu/058

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Locken hervor zu den munteren Sprüngen der tanzlustigen Hamburger Kinder, die keine Musik hören können, ohne auf die Straße hinauszulaufen und zu walzen.

Die Geschwister blieben stehen; auch Tewes lachte zu dem heiteren Bilde. Unermüdlich blies der fremde Alte, vom Abendlichte überstrahlt, unermüdlich tanzten die Kinder auf Trottoir und Fahrweg, und nur leicht beiseite springend, wenn ein Wagen daherkam.

„Die tanzen ja woll die Nacht durch zu det Jepiepe,“ sagte eben Tewes, da brach die Melodie kurz und plötzlich ab, die Flöte fiel zu Boden, und der Alte knickte zusammen, öffnete noch ein paarmal hochatmend den Mund und lag dann still mit geschlossenen Augen. Schreiend sprangen die Kinder auseinander; eine Menge Menschen standen plötzlich da, unter ihnen die Geschwister – zitternd und zu Tränen bewegt die Schwestern, die Brüder hilfbereit und erschrocken. Auch Tewes. Er war sogar der erste, der den alten Flötenbläser aufzurichten versuchte – der aber fiel schwer und leblos wieder auf die Seite, er war tot, ein Herzschlag hatte ihn plötzlich da vor ihren Augen getötet. Sie sahen noch, wie er weggetragen wurde, dann gingen sie heim.

„Nee, so was,“ sagte Tewes, „daß so was nu auch jrade uns passieren muß! Nach so ’n verjnügten Tag!“ Er blickte Hannchen an.

Empfohlene Zitierweise:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/058&oldid=- (Version vom 31.7.2018)