Wir bleiben ja hier! Wir jehn doch nich nach Amerika! Haben Sie man keene Bange, Fräulein Hannchen, ich möchte ja bloß hier der fünfte sein, das müßte ja das reine Turteltaubennest werden, mit all diese Jejenseitigkeit“.
Da mußte sie lachen und war gewonnen. Sie ließ den Hals des Bruders fahren und reichte dem Bewerber die Hand; so ward die Verlobung geschlossen. Herr Tewes war ohne Kuß Bräutigam geworden; sein Mundspitzen war den Zwillingen in ihrer Aufregung nicht augenscheinlich geworden; es war auch nicht unbescheiden gewesen. Er hoffte, die Zukunft werde ihm süßere Früchte bringen, und er verlegte sich aufs Warten, obgleich er mit seinen Gedanken nicht über ein Vierteljahr hinaus reichte. In drei Monaten wünschte er Hochzeit zu machen.
Johann ging still umher wie gewöhnlich, brachte Sonnabends schönere Sträuße als je für Hannchen und wich nicht aus dem Zimmer, wenn der Bräutigam da war, der ihn allmählich mit einem stummen Widerwillen zu betrachten anfing.
Einmal kam Johann zu Rike in die Küche und fragte ohne alle Einleitung:
„Hör, wie lange ist sie eigentlich tot?“
„Tot? wer soll tot sein?“ rief Rike erschrocken.
„Scht! Tewes’ Frau!“ erwiderte er, sich ängstlich umsehend.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)