Kopfes durch das Gedächtniß. Das war Alles um davor niederzuknien, so frisch, so ungenirt, so im Einklang mit ihrer momentanen Stimmung und mit dem Gegenstand des Gesprächs. Und ihre Augen sahen ihn an, die so magisch und mystisch leuchteten wie Flammen über verborgenen Schätzen, zugleich klar und geheimnißvoll – der höchste Reiz in einem Frauenantlitz. – – Um diesen innern Verlockungen zu entgehen beschleunigte er seine Heirath. Am 15. Februar verheirathete er sich, und meldete seiner Schwester dies wichtige Ereigniß
nach Zürich. Es war der erste Brief, den er ihr seit seiner Abreise schrieb. In ihrer glückwünschenden Antwort zeigte sie ihm Graf Sambachs Tod an, der grade in dieser Zeit erfolgt war. Als Leonor diesen Brief erhielt war er bereits dermaßen der guten Manieren, der Porzellanmalereien, der „Casta Diva“ und der „Consolation“ seiner Frau überdrüssig, daß er den Brief in grimmiger Verzweiflung zerriß und mit ausbrechender Trostlosigkeit zu sich selbst sagte: Und so habe ich mich denn für den Mammon verkauft! – Aber er war ein reicher Mann, und wurde es noch mehr durch einen glänzenden Handel, der sich ihm darbot. Eine stattliche Besitzung sollte so schnell wie möglich verkauft werden um ein Dutzend Erben auseinander zu setzen. Leonor kaufte sie. Da war
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/221&oldid=- (Version vom 31.7.2018)