Zürich – da ward sie von nervösem Beben überfallen, und sie mußte sich auf Dorothee stützen, als sie den Kammerdiener eintreten ließ und nach seinem Herrn sich erkundigte. Salzmann entgegnete niedergeschlagen es gehe dem Grafen nicht gut; er komme von Paris, von Genf, nirgends habe man ihm helfen können; nun wolle er hier einen berühmten Arzt befragen.
„Aber was fehlt ihm denn?“ fragte Cornelie zitternd.
„Die Ärzte sprechen vom schwarzen Staar, entgegnete Salzmann ängstlich; aber der Graf weiß das nicht, und hält ihn für den grauen, den man operiren kann. Er hatte einen ungeheuern Drang hieher, zur gnädigen Gräfin .… ach Gott! er ist fast ganz blind!“
„Blind! schrie Cornelie und preßte beide Hände vor die Augen; blind! .… und kommt zu mir! – Tristan, geschwind! der Vater ist hier .… komm, mein Sohn, komm! .… Dich muß er doch noch einmal sehen!“
Sie nahm ihren Shawl; sie flog zum „Schwert“, Salzmann mußte Tristan tragen. Vor Eustachs Zimmer angelangt nahm sie das Kind bei der Hand, und sagte, rasch eintretend, und auf Eustach zugehend der im Sopha saß:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)