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Er sprang auf, Thränen blitzten in seinen Augen, mit zitternder Stimme rief er:

„O schweig! Du hast mich nie geliebt! Du bist ein kaltes Herz .… eine berechnende Seele! Du füllst müßige Stunden mit Liebe aus – aber die Brust läßt Du nicht von ihr erfüllen! Du willst nur martern, aber nicht glücklich machen .… Cornelie, den Geliebten nur martern .… stehst Du, das ist teuflisch.“

Sie sah ihn an mit unerhörter Traurigkeit.

„Sieh mich nicht so an! rief er mit brechender Stimme. Sprich .… damit ich Dir zürnen könne.“

Sie lächelte melancholisch und sagte: „Du hast ganz Recht. Das wird den Frauen immer zum Vorwurf gemacht! Aber es giebt Herzen, die man doch nicht nach der gemeinen Regel beurtheilen sollte. Das wäre so, Leonor, als ob Du Deinen Horizont für die Grenze der Welt halten wolltest. Bedenke meine Eigenthümlichkeit: mein Streben nach innerer Einheit, nach Klarheit, nach Freiheit, nach Uebereinstimmung zwischen Wort und That! wer so die Sclaverei haßt wie ich, darf nicht der Sclav willenloser, ohnmächtiger Schwäche sein. Bedenke das .… sei billig .… oder kannst Du das nicht sein, so sei barmherzig .…

vergieb mir! und .… leb wol, mein geliebter Leonor.“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/199&oldid=- (Version vom 31.7.2018)