eins oder das andre. Bei ihr aber ist die Essenz des Wesens eine so vollendete Mischung wie etwa ein Diamant. Drum hat sie auch etwas von dessen Zauber. Man sagt sich: es ist ja nur ein todter Stein! und wird doch nicht müde seinen Glanz, sein Gefunkel, sein Farbenspiel, sein Feuer, seine unenträthselbare heimliche Glut als ein Wunder der Natur zu betrachten. So geht es mir mit ihr! – Sie ist mir wie ein Talisman, dessen Besitz eine tiefere Erkenntniß, ich mögte sagen ein Ergründen der Dinge giebt.“
„Besitz? unterbrach ihn Dorothee, nennst Du Besitz – sie im Herzen tragen, sie nie vergessen, heilige Freude daß sie auf einer Welt mit Dir ist, daß Du sie gekannt und geliebt hast: so geht Dir der durch Deine Entfernung nimmermehr verloren. Nennst Du Besitz – ihr äußeres Schicksal unwiderruflich an das Deine knüpfen: so wirst Du nie dahin gelangen.“
„Ah! rief er, im Namen der Vernunft darfst Du sprechen, Dorothee, und dankbar und nachdenkend höre ich Dir zu – aber nicht im Namen der Liebe.“
„Versprich mir nur aufrichtig zu überlegen welche Bedenken mir für Deinen Entschluß Dich hier niederzulassen und des Onkels Erbschaft aufzugeben, entgegen getreten sind, – sagte Dorothee aufbrechend.
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/195&oldid=- (Version vom 31.7.2018)