Erbschaft des Onkels auf. Ich bleibe hier, ein Wirkungskreis kann mir nicht fehlen da mir die erfoderlichen Kenntnisse überreichlich zu Gebot stehen. Graf Sambach ist nicht unsterblich – oder Scheidung ist möglich – oder was ich liebe kann in Liebe mein werden – genug: mein Glück ist hier, und mein Herz dazu. – Ich weiß von keiner Verlobten.“
„Du willst die Erbschaft aufgeben! rief Dorothee schmerzlich; Du willst ein armer Mann werden und Dir Dein Brod mühsam verdienen! Du, der Du Dich in diesen vier Jahren so gewöhnt hast Tausende zu verschwenden, als seiest Du der Sohn eines Millionärs, willst plötzlich aus der Verwöhnung in die Dürftigkeit zurücktreten und nichts haben! nichts! aber gar nichts als was Du Dir erwirbst! und wie willst Du denn etwas erwerben? wo ist Deine Praxis? wo ist der Wirkungskreis zu dem – davon bin ich überzeugt – Talent und Kenntnisse Dich befähigen? – Du bist ein Fremder in diesem Lande. Als ein Fremder hast Du einige Menschen kennen gelernt, hast ihnen vielleicht gefallen und eine vortheilhafte Meinung von Deiner Bildung und Deinem Verstande beigebracht. Aber Vertrauen errungen und Deine Tüchtigkeit bewährt hast Du in keiner Weise. Eine Praxis, von der man leben kann, findet man nicht eines
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/192&oldid=- (Version vom 31.7.2018)