hub sie an. Dort .… hast Du nie Zeit und Ruhe für mich und ich hab' Dir doch Wichtiges zu sagen.“
Er sah sie in höchster Spannung an, er dachte nur an irgend eine Botschaft von Cornelien.
„Du mußt fort, Leonor! sprach Dorothee weiter; ich hab' Dir's prophezeiet, daß Dir die Liebe allzu mächtig werden würde – und wenn mich das auch grämt, so ist es doch nichts gegen meinen Gram .… um sie.“
„Wenn Du die Gräfin meinst, entgegnete Leonor freundlich beschwichtigend, so hast Du mir auch prophezeiet, daß sie mich wegschicken würde, wenn ich ihr lästig fiele, meine Dorel. Also sei doch ganz ruhig.“
„Weil sie es nicht thut – darum bin ich unruhig, o Leonor! namenlos unruhig. Du kommst mir vor wie ihr böser Dämon .… wie ein unheilbringender Geist für diese himmlische Seele, in diesem edlen Leben. Erst bewerkstelligst Du den Umsturz ihrer Verhältnisse in denen sie glücklich war, reißest barbarisch den Vorhang weg der ihr die Wahrheit verhüllte, schleuderst sie in die Fremde, in die Ferne, in die Abgeschiedenheit – und als sie nun allein und einsam ist – kommst Du, schmeichelst Dich in ihr Herz, liebst sie und weißt sie zur
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)